| Dr. Franziska Frank

Lektionen aus dem Leben

Als Historikerin hat sie Perspektive, als Juristin Argumentationsgewalt, als Unternehmensberaterin strategischen Weitblick. Und als Dozentin das Wissen, was Führungskräfte weltweit zur erfolgreichen Einflussnahme brauchen. Dr. Franziska Frank hat in Deutschland, England, Russland und China gelebt; sie veröffentlicht gerade ihr zweites Buch; sie unterrichtet in drei Sprachen. Sie gehörte immer zu den Top 10 Prozent – im englischen Mädcheninternat, an der Uni in Cambridge, bei der Promotion in München, sie arbeitete bei BCG, einer der besten Unternehmensberatungen und für die beste Businessschule Deutschlands, die ESMT.

Und unterrichtet … Demut.
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Die Geschichte von Dr. Franziska Frank beginnt auf einer Ganztagsschule in München. Damals war es noch selten, den ganzen Tag betreut zu werden. Ihr erschien es erstrebenswert und gefährlich zugleich. Denn sie war buntstiftverschmierte fünf Jahre alt, dort standen selbstbewusste Siebenjährige. Vorgespult zur zehnten Klasse: Sie war konfuse 15 und dort schäkerten schicke 17-Jährige. Wie sollte sie diese fremdartigen Wesen verstehen, die auch gerne hänselten? Am besten durch Beobachten, sich eine eigene Welt in Büchern erschaffen und unermüdlich positiv eingestellt jeden Morgen wieder gerne in die Schule gehen. Und wieder. Und wieder.

Erste Lektion: Manchmal passt man einfach nicht dazu – verzweifeln lohnt nicht!

Was für ein Moment, als der Vater ihr einen dicken Katalog mit allen Internaten Englands reichte. Der Auftrag: Suche Dir eines aus für ein Jahr. Das Ergebnis: Ein Mädcheninternat, mit Unmengen von Türmchen und Erkern. Heute begehrteste Hochzeitslocation.
Schon die Anreise sprengte den bisherigen, bayrischen Horizont. Ein nach Ferne riechender Nachtzug von München nach Ostende, um 6 Uhr morgens im belgischen Dunkel übermüdet ein Croissant, bei Sturm auf der Fähre gen England schwanken. In London der Zug ins Internat. Deshalb fühlt sich Harry Potter für Boarding School-Kinder so richtig an: Zwei ganze Abteile voller uniformierter Schülerinnen (wenn auch ohne Eulen und Talare). Sie radebrechte sich ins Unbekannte. In die Welt der sauberen Blusen statt Schlabberlook, der Siebenbettstuben statt des Einzelzimmers. In die verwirrende Welt von Mathematik auf Englisch und Angriffen wie „That´s not the way we say it in English“. In die der practical jokes wie die nächtliche Umorganisation des Lehrerzimmers oder das Bannerhängen an bröckelige Dachzinnen. Ein Stipendium half beim Bleiben, wie auch ein schottischer Lehrer im Kilt, der sie für ein Geschichtsstudium in Cambridge fit machte. Und so war sie die erste Schülerin innerhalb von zehn Jahren, die aus dem verschrobenen Internat zur begehrten Uni durfte.

Zweite Lektion: Im richtigen Umfeld werden die Letzten zu den Ersten, selbst wenn sie am Anfang kein „th“ können.

Das Ziel war Peterhouse, das kleinste und älteste College in Cambridge, 1284 gegründet, in dem man Bier „in silver“ bestellen konnte – also in glänzenden Silberbechern. DIE Einladung, englische Trinkkultur schätzen zu lernen.
Noch etwas war neu in Cambridge: Im Internat war sie „Frank” gewesen, Head of House, Deputy Head Girl, Librarian. Hier war sie nur „the German girl“ und musste sich von Neuem beweisen. Das würde doch sicher über die Cambridge Union gehen, dem ältesten Debattierklub der Welt. Schon im Internat hatte sie Medaillen im Redestreit gegen andere Schulen errungen. Locker, gewitzt und selbstbewusst segelte sie durch die ersten vier Runden der Fresher Debating Competition ins Finale. Da passierte es. Im Debating Chamber, dem englischen House of Commons nachempfunden, fehlten ihr vor vierhundert Zuhörern elendige 15 Sekunden lang die Worte. Warum? Unbewusst war ihr in den acht Studienwochen zuvor ihr Selbstvertrauen zerbröselt: Wer war sie schon, um hier stehen zu dürfen? Was hatte sie, gerade sie zu sagen? 15 Sekunden Schweigen, 15 Sekunden Absturz in ein unbekanntes Terrain.
Ihre schmerzliche Erkenntnis: Sie war noch nicht angekommen, weder in sich, noch an der Uni. Was tun? Stur wie ein Bock das verlorene Selbstbewusstsein aufbauen, anders als bisher auf Menschen zugehen, sich neu vernetzen, kurz: Ein neuer „Jemand“ werden. Trotz erheblicher Rückschläge machte sie sich zu einer Franziska, die drei Jahre später wieder locker debattieren und in einem schwarzen Talar einen Abschluss innerhalb der ersten 10 Prozent entgegennehmen konnte.

Dritte Lektion: Manchmal ist man einfach noch nicht gut genug. Jammern hilft nicht, dranbleiben schon.

Was stand nun an? Mit 21 kam sie sich noch zu jung zum Arbeiten vor. Eine recht deutsche Faulheit würde sie im Nachhinein sagen. Beredt begründete sie das geplante Jurastudium mit besseren Optionen im Berufsleben und genoss die unterstützenden Eltern. Zuerst aber noch ein halbes Jahr St. Petersburg, um endlich „Krieg und Frieden“ auf Russisch lesen zu können. Als das mit fettem Wörterbuch und vielen Flüchen endlich gelungen war, stand schon eine Doktorarbeit an, die neben
russischen auch georgisches Recht behandeln sollte.
Gelandet in Tiflis sah sie verblüfft einen Flughafen ohne Taxis. Anscheinend musste man Beziehungen haben, um vom Flughafen wegzukommen. Sie hatte keine – also fragte sie die Polizei. Diese erbot sich, sie persönlich zur Unterkunft zu bringen. Dort traf sie auf eine schwarzgekleidete weinende Frau, die ihr das Zimmer zeigte. Einen Tag später erfuhr sie den Grund für die ungewöhnliche Polizeieskorte. „Hier in deinem Zimmer ist vor einem Monat mein deutscher Verlobter erstochen worden. Dort siehst Du noch die Blutflecken.“ Wie unwichtig wurde da plötzlich jedes bisherige eigene Mini-Unglück! Bei Chatschapouri, dem großartigen Käsefladen, lernte sie in den nächsten Wochen nicht nur neue Speisen, sondern auch mitreißende georgische Trauerriten und Trinksprüche kennen.

Vierte Lektion: Selbst egozentrische Studierende können es schon sehen: Das eigene Leben ist im großen Ganzen recht unwichtig.

Nach zwei Examina mit dem begehrten großen Prädikat sowie einer ordentlichen Doktorarbeit stand ihr vieles im juristischen Leben offen. Aber sie war hungrig geworden. Hungrig, sich auf den Weg dorthin zu machen, wo wirkliche Entscheidungen getroffen wurden. Der erste Schritt: eine berühmte Unternehmensberatung. Aber war das nicht Verschwendung des Gelernten? Intuitiv hatte sie Nobelpreisträger Kahnemann mit seinem Prinzip der versenkten Kosten im Herzen: „Nur weil ich etwas gerne in der Vergangenheit gemacht habe, muss ich es in der Zukunft nicht weitermachen.“
Wie erwartet, bereicherten die Unternehmensberater ungemein. Kluge Menschen, spannende Aufgaben und eine Geschwindigkeit, die selbst die Schnellrednerin verblüffte und nachhaltig prägte. Die insgesamt sechs Jahre vergingen wie im Flug, auch mit der Geburt des ersten Kindes. Beruflich kam die Zeit, einen Wechsel vorzunehmen, auch weil sie – wie sie sich selbst ehrlich eingestand – damals zu ungeduldig und zu wenig dienend war, um eine wirklich exzellente Beraterin zu sein.

Lektion 5: Zugeben, wenn man etwas noch nicht wirklich kann – weiterziehen zum Weiterlernen.

Da entschwand die Planbarkeit. Beim zweiten Kind wurde ein schwerer Herzfehler diagnostiziert. Allerdings, sagen die Ärzte, sei dieser nach der Geburt zu 95 Prozent operabel. Was macht das Kind? Sucht sich die anderen fünf Prozent aus. Knapp am Tode schrappt es vorbei. Auch die zweite OP sorgt für deprimierte Ärzte und verzweifelnde Eltern, bis nach endlosen acht Wochen klar wird, dass dieses Wesen ein außerordentlicher Kämpfer ist, der sich sein Leben nicht so einfach nehmen lässt.
Welch brutale Erkenntnis für ein Wohlstandskind: Man hat oft gar nichts unter Kontrolle. Allerhöchstens die eigene Reaktion. Und es kann sein, dass man alles verliert. Was hat man dann? Auf jeden Fall das eigene Leben. Genau hier wurde ihr klar, dass sie auch in der schlimmsten Zeit eine Pflicht gegenüber diesem einzigen, nämlich ihrem eigenen Leben hat. Eine Pflicht, immer wieder Sinn zu finden und gar auch Glück.
Nachdem der Sohn stabil war, gab es Raum für diese Sinnfindung. Den eigenen Kopf zu öffnen war richtig gewesen – da würde es noch richtiger sein, den von Entscheidern zu öffnen. Welch Freude, diese Führungskräfte in Berlin, Barcelona, Moskau und Tashkent zu unterrichten und mit ihnen bei Bier, Wein, Wodka zu diskutieren. Die vielen Gespräche machten ihr noch klarer: Wir alle sind miteinander verwoben. John Donne bringt es in einem wunderbaren Gedicht schon auf den Punkt: „Kein Mensch ist eine Insel … frag nicht für wen die Totenglocke schlägt – sie schlägt für Dich.“ Ergo: Das Leid anderer ist auch das eigene. Der Clou, den sie nun für sich entdeckte: Es gilt auch andersrum. „Frag nicht für wen die Freudenglocke schlägt – sie schlägt für Dich“.

Sechste Lektion: Das Glück, das Wissen, das Sinnvolle anderer ist auch das eigene. Neid und Vergleichen sind out!  

Nach 16 Jahren der Festanstellung wagte Dr. Franziska Frank den Schritt in die Selbständigkeit, was mit mittlerweile drei Kindern nicht ganz unproblematisch ist. Insbesondere, weil sie es schon einmal als Journalistin versucht hatte. Ihre Annahme damals: Bei der Süddeutschen Zeitung und Cosmopolitan habe ich Artikel veröffentlicht, das bekomme ich hin. Aber es hat nicht geklappt: Zu jung, zu ängstlich, zu unklar. Würde das wieder ein Thema sein? Da konnte sie nur lächeln. Was hatte sie doch in der Zwischenzeit alles gelernt, geschafft und gemeistert? Und kannte sie als Achtsamkeitslehrerin nicht auch ihr Hirn, das immer mal wieder unsinnige Gedanken hochspülte? Diese saß sie einfach lächelnd aus.

Siebte Lektion: Alte Zweifel werden durch ihr Alter nicht wahrer – eher dümmer.

Seit mehr als vier Jahren ist Franziska Frank nun selbstständig und kann sich dem widmen, was sie fasziniert. Einflussnahme in allen Facetten: Also auch die Frage, wie man richtige Entscheidungen trifft, wie man effektiv verhandelt, wie sich das Wissen über das eigene Gehirn nutzen lässt, um sich und andere gut zu führen. Dazu im Jahr 2019 das erste Buch „24 Karat Erfolg“.
Aus der eigenen Historie, aus all den eigenen Fehlern und dem eigenen Können, aus all dem Gesehenen und Durchdachten ist das nächste Thema entstanden: „Demut“. Das Buch dazu erscheint im Winter und zeigt, dass Demut nichts mit Unterwürfigkeit zu tun hat, sondern mit Größe. Einer Größe, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, einer Größe, andere anzuerkennen, der Größe, immer zu lernen und der Größe zu sehen, dass es viel Größeres gibt als man selbst.
Ein "sine qua non" für Führungskräfte. Besonders weil Demut eine der stärksten Waffen der Einflussnahme ist: durch das Vorleben eines gebändigten Egos und eines großen Mutes.

Achte und bisher letzte Lektion: Mein roter Faden war und sei: Mut zur Demut!


Dr. Franziska Frank

Führungsaufgaben haben sich im 21. Jahrhundert massiv verändert. Dr. Franziska Frank widmet sich in ihren Keynotes, Seminaren und Workshops ganz diesem Thema und zeigt, welche Kompetenzen Führungskräfte jetzt brauchen, um erfolgreich zu sein. Ihr Thema ist Einflussnahme in all seinen Facetten: von Demut, Achtsamkeit, Kommunikation zu Entscheidungsfindung und Verhandlungsführung. Dr. Franziska Frank vereint die Sturheit einer Juristin, die Perfektion einer Unternehmensberaterin, die Lockerheit einer Historikerin und die Erfahrung einer seit Jahrzehnten Unterrichtenden, um für Unternehmen genau das Programm zusammenstellen, welches Führungskräfte für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stärkt.

www.franziskafrank.com