| Ulrike Wolter

Optimistin mit Löwenherz

Ulrike Wolter sitzt in der Küche ihrer Großeltern und beobachtet das Geschehen. Neben ihrer Familie sitzen drei weitere Personen am Tisch – Mitarbeiter auf dem Bauernhof, wie sie weiß. In ihrer Kindheit war noch echte Manpower gefragt und so war es normal, dass die Mitarbeiter auf dem Hof lebten, arbeiteten und fast wie ein Teil der Familie waren. Für Ulrike Wolter waren das vollkommen normale, fleißige Menschen, die einen wertvollen Beitrag leisteten. Doch ein paar Jahre später sollte sie erfahren, dass andere das so nicht sehen.
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In der Schublade ist kein Platz

„Bringt die Hofarbeiter besser ins Heim. Die geistige Behinderung färbt ja auf Ulrike ab.“ Ein Satz, der sich in das Gedächtnis von Ulrike Wolter eingebrannt und den sie bis heute nicht vergessen hat. Erst später begriff sie die vollen Ausmaße dieser herablassenden Aussage. Sie wurde gerade eingeschult und war wie jedes Kind aufgeregt, was sie erwarten würde. Aufgrund ihrer Herkunft wurde ihr allerdings direkt der Stempel „Lese- und Rechtschreibschwäche“ aufgedrückt. „Ich wusste damals gar nicht, was das heißt. Mir wurde nur gesagt, ich sei nicht so lebhaft und engagiert wie die anderen und nicht so begabt im Lesen, und dass ich einen Förderkurs machen musste, der sich wie Nachsitzen anfühlte“, erzählt sie. Schon früh erkannte Ulrike Wolter, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, Lehrer sahen in ihr immer jemanden, der leistungsschwächer war und es vermutlich nicht zu viel bringen wird. Das zog sich auch durch die weiterführenden Schulen, die sie besuchte. Sie entwickelte daraufhin einen unnachahmlichen Kampfgeist und einen unbändigen Drang besser sein zu wollen als alle anderen, denn schließlich musste sie beweisen, dass sie besser war als alle anderen, mehr wusste und mehr Details verstand. Sie war und ist sich selbst immer die schärfste Kritikerin und wollte alles was sie tat, perfekt tun.

Sie zeigte es letztendlich allen Lehrern, die nicht an sie glaubten, und machte ihr Abitur.

Neues Kapitel – neues Glück?

Positiv und voller Tatendrang ging es für sie hinein in einen neuen Lebensabschnitt – raus aus dem Dorf ab an die Uni.

„Im Studium habe ich nicht nur auf fachlicher Ebene viel gelernt. Was so beschwingt und leicht begonnen hatte, wurde eine harte und teilweise auch schweiß- und tränenreiche Zeit." Ulrike Wolter musste feststellen, dass angebliche Freunde sich Informationen, Antworten und Fragen von Klausuren über fragwürdige Absprachen besorgten, um besser abzuschneiden – ein Spiel, das sie vorher nicht kannte und auch nicht mitspielen wollte. Es war frustrierend zu sehen, wie ihre Kommilitonen ohne viel lernen zu müssen leicht durchs Studium kamen. Doch als Kämpferin fühlte sie sich davon nur noch mehr angestachelt weiterzumachen und sich nicht von ihrem Weg abbringen zu lassen. Und im Gegensatz zu manch anderem nahm ihre Karriere nach dem Studium richtig Fahrt auf.

Die Karriere läuft – oder doch nicht?

Während und nach dem Studium zeigte sich durch eine Tätigkeit in der Marktforschung, dass Ulrike Wolter ein außergewöhnliches Talent besitzt, Menschen zu begeistern. Da war der Schritt in die Personalberatung und den Executive Search nicht weit. Also tat sie diesen und anschließend verbrachte sie 12 intensive Jahre in einem Software-Unternehmen. Rückblickend war für sie die beste Zeit nicht als das Unternehmen einen Höhenflug hatte, sondern als es zur Krise kam. „Zeitweise war es sehr herausfordernd, aber ich hatte irre viele Möglichkeiten zu lernen, Dinge zu bewegen und zu gestalten. Damals war mir das nicht wirklich klar und ich hätte gern noch mehr gemacht.“ Ihr damaliger Manager gab ihr die Möglichkeit, sich im Unternehmen zu entfalten. Alles schien perfekt zu laufen, und doch änderten sich die Zeiten.

Im Laufe der Jahre musste sie feststellen, dass im Unternehmen zunehmend mehr Theater um nichts gemacht wurde. Es war Zeit für was Neues. „Ich wechselte zu einem größeren Software-Unternehmen, einem Dinosaurier mit der Ambition sich neu zu erfinden. Ich sah hier viel Potenzial und wollte es ausprobieren.“ Es stellte sich aber sehr schnell heraus, dass das Neuerfinden eher einer Dauerwarteschleife der Vergangenheit glich.

Da kam das Angebot eines französischen Software-Unternehmens gerade recht. Hier war flexibles Denken und Handeln in einem internationalen Umfeld gefragt – für Ulrike Wolter herausfordernd und begeisternd zugleich. „Allerdings beschleunigte die Historie des Traditionsunternehmens nicht in jeder Hinsicht die notwendigen Veränderungsprozesse. Da brauchte es schon viel Geduld. Es war jedoch toll zu sehen, wie neugierig einige Mitarbeiter Ideen in sich aufsogen, mitmachten und mich herausforderten. Ich habe gelernt, was Tolles passieren kann, wenn ich Menschen Vertrauen entgegenbringe und ihnen was zutraue.“ Abwarten ist aber nicht ihr Ding, wenn sie gleichzeitig die Wahl hat, etwas ganz Neues zu entdecken und mitzugestalten und so war die Zeit gekommen zu gehen.

Endgültig Schluss mit dem Theater

Was für sie nun folgte, war die lehrreichste und gleichzeitig finanziell erfolgreichste Zeit. Sie spürte wie es einen innerlich zerreißen kann, wenn ein Unternehmen einerseits auf die Einhaltung aller Ziele pocht und auf der anderen Seite eine der fortschrittlichsten Software Technologien am Markt anbietet und den Mitarbeitern tolle Gehälter sowie viele weitere Prämien zahlt. Sie empfand dieses „Zerreißen” zunehmend als Theater, denn Stellen wurden nicht mehr mit den passenden Mitarbeitern besetzt. Wenn der neue Mitarbeiter nicht so funktionierte wie er sollte, musste HR eine Lösung finden. „Wer Fragen stellte und hinterfragte, der machte sich unbeliebt. Gerade als Frau in einem bestimmten Alter wird man unattraktiv für ein modernes und dynamisches Software-Unternehmen.“ Etwas zu dem Ulrike Wolter nicht mehr passte und auch nicht mehr passen wollte.

Die HR-Abteilung, in der sie arbeitet, brach mehr oder weniger auseinander, sie fühlte sich ohne Rückendeckung und ohne einen Menschen, mit dem sie ehrlich und geradeheraus reden konnte in all den Machtkämpfen, die um sie herum tobten. Nichts schien klar und sie wusste nicht, in welche Richtung sich ihre berufliche Laufbahn entwickelt. Es ging noch weiter bergab. „Plötzlich begriff ich, dass ich selbst Teil eines Machtspiels geworden war, in dem es nur um Absicherung der eigenen Positionen ging. Dinge wurden durchgedrückt und alles wurde daran ausgerichtet, es dem Management recht zu machen. Entweder Klappe halten oder gehen, alles andere hält nur auf“, erzählt Ulrike Wolter.

Das Gefühl hinter- und übergangen zu werden, dass die eigene Leistung, egal wie gut sie sein mag, keinen Wert hat, wenn die eigene Identität nicht zum gewünschten Image des Unternehmens passt, setzte ihr zu und war ein Weckruf für eine lebensentscheidende Veränderung.

Freiheit, Rückendeckung und Talente nutzen

„Machen Sie doch ein Coaching wie Sie sich richtig bewerben und auf welche Stellen.“ dieser Ratschlag der Dame im Jobcenter traf sie damals wie ein Schlag in die Magengrube. Ein Coaching für: Wo finde ich passende Stellen, wie soll der CV aussehen, wie schreibe ich ein Bewerbungsschreiben und welche Unterlagen muss ich mitschicken? „Das war als wäre ich jetzt endgültig im falschen Film gelandet, denn schließlich hatte ich mehr als 20 Jahre Erfahrung im Recruiting und darin, wie eine Bewerbung aussehen sollte.“ Wieder einmal war eine andere Person mehr auf das eigne Tun ausgerichtet als hinzusehen und zu erkennen, was alles in Ulrike steckte. Doch als Optimistin ließ sie sich von so etwas nicht runterziehen, ging wieder einmal ihren eigenen Weg und suchte sich einen Sparringspartner auf Augenhöhe.

Nach einigen Job-Interviews stellte sie sich jedoch die Frage: „Will ich das wirklich bis zur Rente machen?“ Was also tun? Was war die Alternative? Das Wort „Selbständigkeit“ schlich sich mehr und mehr in ihre Gedanken. Damit einhergehend aber auch die Befürchtungen: „Kann ich davon leben? Kann ich Vertrieb? Interessieren sich Menschen für mich und mein Thema? Wie gehe ich mit unerwarteten Kosten um?“ Mutig schob sie alle Bedenken beiseite und wagte den alles entscheidenden Schritt.

Bis heute bereut Ulrike Wolter das nicht. Sie hat erkannt, dass der Blick hinter die Fassade offenbart, dass es oft mehr Schein als Sein gibt und sie sieht heute vieles gelassener. Sie weiß um ihr Wissen, ihr Können und ihre Stärken. Sie muss niemandem mehr etwas „beweisen“. Ihre Freunde und ehemaligen Kollegen bewundern sie für ihren Mut. Sie lässt sich von niemandem mehr sagen, dass sie nicht gut genug ist, denn Perfektion ist eine Illusion und sie selbst ist ihre beste Rückendeckung. „Ich freue mich heute, wenn ich spannende Projekte mit wunderbaren, engagierten Menschen umsetzen darf, die mich und mein Können als Katalysator für ihre Anliegen sehen. Oder ich einem Menschen bei seinem Erfolg ein Stück des Weges in der beruflichen (Neu-)Ausrichtung begleiten darf.“


Ulrike Wolter

Der Wandel in einer immer schnelllebigeren, sich verändernden, unsicheren und komplexen VUCA-Welt stellt Unternehmen zunehmend vor Herausforderungen. Digitalisierung, Transformation und Change – das macht auch vor dem Recruiting nicht Halt. Heute ziehen sich komplizierte Recruiting-Prozesse oft über Monate hin und dennoch bleiben nachhaltige Ergebnisse aus.

Ulrike Wolter verfügt über jahrlange Expertise im Recruiting und weiß, dass hier oft viel Theater stattfindet. In Workshops, Team- und Einzel-Coachings sowie bei der Prozessbegleitung unterstützt sie Unternehmen dabei, einen neuen Blick auf Mitarbeitende, Arbeitsstrukturen und Recruiting-Prozesse zu gewinnen. In der Zusammenarbeit mit Ulrike Wolter finden Führungskräfte die richtige, maßgeschneiderte Lösung für ihre Recruiting-Probleme. Entweder in Form neuer, passgenauer Mitarbeitender oder durch Maßnahmen, um bereits vorhandene Potenziale zu aktivieren.

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