Erwartungen an eine Führungskraft

Welche Rolle spielen Erwartungen und Verantwortung in der Welt der Führung? „Nur der, der Erwartungen hat, kann enttäuscht werden.“ Wir alle kennen diesen oder einen ähnlichen Spruch zur Thematik. Doch heißt das, dass wir einfach gar nichts mehr erwarten sollten? Kann ich als Führungskraft einfach keine Erwartungen haben? Klingt schwierig, ich will ja schließlich, dass meine Mitarbeitenden pünktlich zur Arbeit erscheinen und diese ordentlich erledigen. Aber auch die Belegschaft hat gewisse Erwartungen an ihre Führungskraft. Puh, ganz schön kompliziert, diese Sache mit den Erwartungen. Deshalb finde ich, sollten wir da mal einen näheren Blick drauf werfen.

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Warum Erwartungen wichtig sind
 

Wir stellen jeden Tag Erwartungen an unsere Umgebung. Ob es darum geht, dass die bestellte Lieferung endlich eintrifft, das Essen beim Lieblings-Italiener genauso gut wie immer schmeckt oder dass der Chef endlich sein Versprechen von vorletzter Woche erfüllt. Die Folge, wenn all diese Erwartungen nicht erfüllt werden: Frustration. Habe ich meinen Chef bereits drei Mal daran erinnert, dass er doch noch etwas für mich erledigen wollte, und er kommt dem einfach nicht nach, fühle ich mich nicht wertgeschätzt und meine Motivation sinkt. Auch umgekehrt funktioniert das ähnlich: Ich erwarte als Führungskraft, dass meine Mitarbeitenden pünktlich zur Arbeit erscheinen. Kommt Herr X aber regelmäßig ohne ersichtlichen Grund zu spät, fühle ich mich in meiner Führungsposition nicht ernst genommen und irgendwann reißt der Geduldsfaden. Da sie als Leitplanken dienen und Standards für die Arbeitsleistung, das Verhalten im Team und den Umgang miteinander setzen, spielen Erwartungen also insbesondere in der Führung eine entscheidende Rolle. Sie fungieren nicht nur als Richtlinien, sondern auch als Ansporn für Höchstleistungen, denn ohne Erwartungen können Ziele nur schwer definiert und erreicht werden. Doch dafür ist es notwendig, dass sie klar formuliert sind. 

Die Gefahr unklarer Erwartungen

Ist dies nicht der Fall, werden unklare Erwartungen zu einem wahren Nährboden für Missverständnisse und Frustration. Wissen meine Mitarbeitenden nicht genau, was von ihnen erwartet wird, können sie nur schwer entsprechend handeln. Andererseits kann ich als Führungskraft ihre Bedürfnisse nicht erfüllen und ihnen nicht die benötigten Rahmenbedingungen liefern, wenn ich nicht weiß, was sie von mir in meiner Führungsrolle erwarten. Immer wieder erlebe ich es, dass diese angestaute Frustration aufgrund unausgesprochener Erwartungen für Unmut innerhalb des Teams führt, was sich wiederum langfristig auf den Unternehmenserfolg auswirkt. Das unterstreicht die Notwendigkeit klarer und präziser Kommunikation von beiden Seiten. Indem Erwartungen deutlich formuliert werden, wird eine transparente Arbeitsumgebung geschaffen, in der sich jeder gezielt auf seine Aufgaben konzentrieren kann. 

Wertschätzung und ehrliches Feedback

Dass Erwartungen nicht einseitig sein sollten, habe ich bereits erwähnt. Arbeitnehmer haben ebenfalls gewisse Erwartungen an ihre Führungskraft. Sie sehnen sich etwa nach Anerkennung, Wertschätzung und sicherlich auch nach Entwicklungschancen. Immer wieder entdecke ich, dass hier ein großes Potenzial für Missverständnisse und Frustration besteht. Denn eine wertschätzende Haltung seitens der Führungskraft schafft ein positives Arbeitsklima und motiviert das Team zu Höchstleistungen. Führungspersonen sind heute aber so chronisch überlastet, dass diese Wertschätzung neben dem stressigen, schnelllebigen Unternehmensalltag und der nie endenden To-do-Liste schnell in Vergessenheit gerät. Hier bedarf es dem Bewusstsein, sich regelmäßig Zeit für ehrliches, konstruktives Feedback zu nehmen. Das fördert das Wachstum, mindert das Konfliktpotenzial im Team und zeigt, dass die Führungskraft an ihren Mitarbeitenden und deren individueller Entwicklung interessiert ist. Denn hinter den Mitarbeitenden als Arbeitnehmer stehen immer noch Menschen mit individuellen Persönlichkeiten, Bedürfnissen und Herausforderungen im Leben. Dieses zwischenmenschliche Element fördert also nicht nur die Arbeitsbeziehung, sondern auch das Teamgefühl.

Die Angst vor der klaren Kommunikation von Erwartungen

Und jetzt mal ganz ehrlich: Wie oft kommt es vor, dass eine Führungskraft direkt zu ihren Mitarbeitenden geht und einfach mal nachfragt: „Welche Erwartungen haben Sie an mich und meine Führungsrolle?“ Die Frage an sich ist eigentlich sehr simpel, finden Sie nicht? Woran liegt es dann, dass das nur so wenige Menschen tun – einfach direkt nachfragen? Ich verrate es Ihnen: Sie haben Angst vor der Antwort. Denn einerseits könnte es ja sein, dass sie durch ihr Nachfragen an Autorität verlieren und unsicher rüberkommen. Viel wichtiger finde ich aber folgenden Aspekt dieser Angst: Führungskräfte befürchten ganz einfach, den Erwartungen der Mitarbeitenden nicht gerecht werden zu können. Denn wie unangenehm ist es bitte, die Mitarbeitenden genau nach ihren Erwartungen gefragt zu haben, um Transparenz zu schaffen, und dann sagen zu müssen, dass das leider nicht geht. Und über Angst zu reden, kommt für eine Führungskraft im traditionellen Unternehmensumfeld einfach nicht infrage. Wenn wir uns aber anschauen, wo dieses Konfliktpotenzial aufgrund unklarer und unausgesprochener Erwartungen langfristig hinführen kann, dann kann ich Ihnen nur eins ans Herz legen: Nennen Sie die Dinge beim Namen. Punkt. Fertig. Wenn untereinander ausreichend Vertrauen und eine transparente Kommunikation herrscht, läuft die Arbeit gleich viel runder, das verspreche ich Ihnen. Und machen Sie sich immer wieder bewusst: Als Führungskraft arbeiten Sie gemeinsam mit Ihrem Team gegen auftretende Probleme. Da geht es nicht darum, dass Sie gegen ihr eigenes Team spielen müssen, also reden Sie offen darüber, welche Erwartungen erfüllt werden können und welche eben nicht. Sie sind schließlich nicht allmächtig und haben selbst in der Regel noch jemanden in der Hierarchie über sich stehen, mit dem Sie sich abstimmen müssen und der Erwartungen an Sie stellt. Auf der anderen Seite gehört dazu natürlich auch, offen über die Erwartungen zu sprechen, die Sie wiederum an Ihre Mitarbeitenden haben.

 

Führung durch Vorbild

Man kann als Führungskraft nicht Zuverlässigkeit erwarten, wenn man selbst nicht zuverlässig ist. Nehmen wir das Beispiel von oben wieder: Wenn ich Pünktlichkeit von meinen Mitarbeitenden erwarte, aber selbst immer eine Stunde zu spät komme, kann ich nicht erwarten, dass mein Team das einfach so hinnimmt. Hier geht es darum, verantwortungsbewusst zu führen und sich seiner eigenen Vorbildfunktion bewusst zu sein. Und dazu gehört zum Beispiel auch eine positive Fehlerkultur – sowohl bezüglich der Fehler der Mitarbeitenden als auch der eigenen. Denn wir sind mittlerweile zum Glück in einer Welt angekommen, in der man Fehler zugeben kann, ohne gleich an Ansehen zu verlieren. Zumindest sind wir mit großen Schritten auf dem Weg dorthin. Und Verantwortungsübernahme ist ein großer Teil einer positiven Fehlerkultur. Denn blinde Schuldzuweisungen und verletzter Stolz bringen uns nicht weiter. Und wenn wir unsere Fehler eingestehen – uns selbst und anderen gegenüber – und aus ihnen lernen, dann können wir es beim nächsten Mal nur besser machen. 

Ben Schulz
Autor: Ben Schulz

Ben Schulz ist Sparringspartner für Geschäftsführer und Führungsteams in klein- und mittelständischen Unternehmen, wenn es um deren Strategie und Transformationsprozessen geht. Der Vorstand des Beratungshauses Ben Schulz & Partner AG legt den Schwerpunkt seiner Tätigkeit, gemeinsam mit seinem Team, auf die Schwerpunkte Unternehmensleitbildentwicklung, Kulturwandel, Führungskräfteentwicklung und strategischen Unternehmersparrings, bei denen es um die Steigerung von Perfomance geht.

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