Die Ursachen des Nicht-Loslassenkönnens
Meiner Ansicht nach stellen folgende Punkte einen Großteil der Ursachen dar. Basis all dessen ist jedoch ganz sicher eine Frage von Stärke, Souveränität und Selbstbewusstsein. Oder vielmehr das Fehlen ebendieser.
Nehmen wir als Beispiel die Angst vor Agilität. Plötzlich sollen alle Mitarbeitenden agil und frei von Hierarchien arbeiten. Sie sollen sich selbst organisieren. Und dann? Dann stehen die Chefs da und fragen sich, welche Aufgabe sie noch haben. Sie haben Angst, nicht mehr wichtig zu sein.
Oder betrachten wir mal die Erfolgsjunkies, die wie Vampire vom Blut der Anerkennung anderer leben, regelrecht danach gieren. Wenn sie über Strategien brüten und AM Unternehmen arbeiten, ernten sie die Früchte nicht sofort. Wenn sie aber im operativen Geschäft ein kniffliges, technisches Problem für den Kunden lösen, sehen sie den Erfolg direkt. Und er ist dann ihrer und nicht der vom Ingenieur, dessen Aufgabe das eigentlich war.
Und wie ist es um die Groschenzähler bestellt? Wenn ich das nicht mache, sondern XY – und dann geht das in die Hose … das kostet …
Dann gibt es noch den Perfektionisten, in dessen Augen alle unfähig sind und nichts richtig machen. Er entscheidet alles, kontrolliert alles und macht am Besten alles selber.
Kurzum, ich schätze, folgende Punkte sind meistens die Auslöser dafür, dass sich C-Levels lieber im Hamsterrad ruinieren, statt den Staffelstab abzugeben:
- Kontrollverlust
- nicht mehr wichtig sein
- Vertrauen nicht hoch genug
- Was kostet es mich, wenn Fehler passieren
- Imageverlust
- Befürchtung, nicht mehr gebraucht zu werden
- nicht loslassen können
Dass New Work mit Homeoffice oder hybriden Modellen das ganze noch befeuert hat, muss glaube ich nicht mehr erwähnt werden. Das ist hinreichend bekannt.
Loslassenkönnen ist eine Metakompetenz
Wer zustimmt, die Karriereleiter nach oben zu klettern, muss sich dessen bewusst sein, dass sein Tagesgeschäft ein anderes wird. Wir verfügen alle nur über endliche Ressourcen. Es ist niemandem geholfen, wenn man diese über alle Maßen in Sachen steckt, die auch andere ebenso gut erledigen können.
Niemand muss sich wie ein Tauchsieder in jede Entscheidung reinhängen. Schließlich bedeutet Menschen führen, anderen helfen, erfolgreich zu sein. Das ist wie in der Kindererziehung: Eltern sollten ihren Kindern zwei Dinge mit auf den Weg geben: Wurzeln und Flügel. Das wusste schon Goethe zu berichten.
Und genauso sollte es auch in der Führung sein. Als UnternehmerIn oder Führungskraft sollte man seinen Mitarbeitenden den Raum geben, den sie brauchen, um sich entfalten zu können. Dies kommt auch dem Unternehmen zu Gute. Und ja, dann geht mal was schief. Das passiert. Aber nur aus Fehlern lernen wir. Dies ist die Lernkurve die jeder machen muss und darf. Diese Chance sollte auch jeder Mitarbeitende erhalten.
Fangen Sie heute an loszulassen
Nicht zuletzt liegt es in Ihrer Verantwortung, diejenigen Mitarbeitenden einzustellen, die eben dieses Potenzial mitbringen. Wie genial ist das, von Menschen umgeben zu sein, die einen entbehrlich machen. Die den Druck mit Ihnen teilen, die nach Lösungen suchen.
Und Sie können derweil an Strategien AM Unternehmen basteln. Und haben auch ausreichend Zeit und Energie dafür.
- Statt Angst vor Kontrollverlust sollten Sie Stolz verspüren.
- Statt 2 Handys sollten Sie mal keines am Mann oder an der Frau tragen.
- Statt Ihre kostbare Zeit auf Autobahnen zu verbringen, sollten Sie Ihre unternehmerische Kreativität entfalten.