Mehrere Wochen Vorbereitung. Arbeiten am Limit, privat wie beruflich. Freitag noch die letzten Kundenprojekte, Samstag die finale Pack-Orgie. Gewicht checken – zu schwer. Also nochmal alles raus, Prioritäten neu sortieren: Werkzeug oder Wechselklamotten? Am Abend dann: duschen, umziehen, los zum Abiball meines Sohnes. Stolz. Tränen. Abschied. Am 1. Juli startet seine Offizierslaufbahn. Ich weiß, er schafft das. Die Frage ist: Schaffe ich das auch?
Mein Sohn geht. Ich fahre los. Und dann kracht es – außen wie innen.


Sonntagmorgen, irgendwo hinter Hamburg. Auf einem Rastplatz Uwe noch abholen. Ich manövriere das Gespann hinter parkende LKWs. Hoch die Sonne, tief der Blick. Eine silberne Stoßstange von einem Renault-Laster steht da wie eine Mauer. Ich seh’s zu spät. Quietschen. Unser Wohnmobil schrappt mit dem Heck in die Stoßstange, genauer gesagt ramm ich mir die Stoßstange in mein Heck des Wohnmobils. Verkleidung gerissen. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Noch nicht mal richtig losgefahren – und schon das erste Desaster.
Was dann passiert, rührt mich. Zwei LKW-Fahrer aus Slowenien, kein Wort Deutsch, kaum Englisch, steigen aus und helfen. Einfach so. Kein Theater, keine Vorwürfe. Nur Menschlichkeit. Dankbarkeit flutet mich. Und mit ihr: Klarheit.
Ich kann nicht alles kontrollieren.

Kontrolle ist ein Reflex – kein Führungsprinzip
In den letzten Monaten höre ich immer häufiger von Führungskräften: „Ich habe das Gefühl, ich verliere die Kontrolle.“ Kein Wunder. Wir leben im Dauerfeuer: Personalengpässe, Kundenchaos, Lieferkrisen.. und gleichzeitig der Anspruch, strategisch zu denken, Teams zu führen und sich selbst dabei nicht zu verlieren.
Aber was, wenn Kontrolle gar nicht die Lösung sondern das eigentliche Problem ist?
Ich habe mir beim Rückwärtsfahren nicht nur eine „Delle“ ins Wohnmobil gefahren. Mir ist auch eine Denkblase geplatzt: die Illusion, dass ich alles im Griff haben muss, um stark zu sein. Bullshit.
Kontrolle ist oft nur ein Deckmantel. Für Angst. Für Unsicherheit. Für das Ego, das nicht zugeben will, dass es nicht alles weiß. Dabei ist die Frage nicht: Was kannst du noch festhalten?
Die Frage ist: Was darfst du loslassen, um endlich zu führen?
Vom Kontrollieren zum Gestalten
Führung heute heißt nicht mehr: alles planen, alles wissen, alles lenken. Führung heißt: präsent sein, wenn nichts mehr sicher ist. Wirkung entfalten, wo andere auf Rückzug schalten. Nicht in der Illusion der Steuerbarkeit leben, sondern in der Realität der Gestaltungskraft.
Fredmund Malik nennt es „Resultatorientierung“ statt Aktionismus. Und genau das ist der Schlüssel. Was zählt, ist nicht, was du kontrollierst – sondern was du bewirkst.
Auch in meinem Buch Führungskräfte als Hoffnungsträger schreibe ich über diesen Moment der Wende. Da, wo Führung aufhört, ein System zu sein – und zur Haltung wird.
Loslassen ist kein Verlust – es ist eine Entscheidung
Wir leben in einer Zeit, in der Planbarkeit zum Fremdwort geworden ist. Wenn du als Führungskraft trotzdem versuchst, alles festzuhalten, verlierst du mehr als nur Energie:
- Du wirst langsam – weil du zu viel denkst und zu wenig handelst.
- Du wirst blind – weil du nur noch kontrollierst und nicht mehr vertraust.
- Du wirst einsam – weil du niemandem mehr zutraust, Verantwortung zu tragen.
Und das Schlimmste: Du wirst unklar. Für dein Team. Für dich selbst.
Was mir mein Crash auf dem Rastplatz gezeigt hat
- Achtsamkeit hat nichts mit Kontrolle zu tun. Wer glaubt, aus Routine heraus sicher zu manövrieren, wird übermütig.
- Der Moment entscheidet, nicht dein Plan.
- Hilfe kommt oft von da, wo du sie nicht erwartest. Du musst nur offen sein, sie anzunehmen.
- Fehler sind nicht das Ende. Sie sind ein Startpunkt für Klarheit.
Ich hätte mich in dem Moment selbst zerlegen können. Stattdessen bin ich weitergefahren. Nicht weil alles gut war, sondern weil ich erkannt habe: Ich bin verantwortlich – nicht allmächtig.
Du willst führen – aber kannst du auch loslassen?
Was wäre, wenn genau dein Kontrollbedürfnis das verhindert, was du eigentlich erreichen willst?
Was bleibt übrig, wenn du nichts mehr steuern kannst aber trotzdem führen sollst? Und was ist eigentlich der Preis deiner Kontrolle und wer zahlt ihn wirklich?
Führung braucht Haltung – nicht Kontrolle
Die Tour in Norwegen zum Nordkap ist mehr als eine Motorradtour. Sie ist ein Spiegel für das, was Führung heute bedeutet:
- Aufbruch trotz Ungewissheit.
- Fokus trotz Ablenkung.
- Vertrauen trotz Risiko.
Wenn du jemanden kennst, der gerade an genau diesem Punkt steht, schick ihm diesen Text. Und teile deine eigene Erkenntnis. Denn Führung beginnt nicht bei anderen. Sie beginnt bei dir.
Und wenn du mit auf diese Reise willst – dann steig jetzt ein.
Die Mission Hoffnungsträger läuft.
Bereit, das Steuer loszulassen?
Die Leadership-Expedition mit Ben Schulz
Begleite Ben Schulz virtuell auf dem Weg zum Nordkap und lass dich von ihm herausfordern.
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Buch: Führungskräfte als Hoffnungsträger
Durch Selbstreflexion und adaptive Strategien in Krisenzeiten bestehen
Der SPIEGEL-Bestseller für Unternehmer und Führungskräfte, die Verantwortung übernehmen und ihr Team als Hoffnungsträger erfolgreich durch jede Herausforderung navigieren wollen.