[von Susanne Wagner]
Die Trainer, Berater und Coaches, mit denen ich in letzter Zeit gesprochen habe, klingen ziemlich gehetzt. Aktionismus macht sich breit und ich kann das gut nachvollziehen. Der Blick auf das Bankkonto. Der Blick in die Auftragsbücher. Der Blick in die Tagesschau. Da baut sich Druck auf. Es muss etwas geschehen. So darf es auf keinen Fall bleiben.
Korrekt. Doch was tun? Die erstbeste Idee verfolgen? Da kommt auch schon das passende Webinar zum Thema ums Eck! Oder doch lieber das nachahmen, was auf LinkedIn gerade erfolgversprechend ist?
Halt! Moment. Wozu das alles?
Wissen Sie jetzt schon, in welche Richtung sich der Bedarf Ihrer Kunden zukünftig entwickeln wird? Wieso Ihre Kunden? Dreht sich nicht im Moment alles um das eigene Business, schließlich müssen Sie sich digitaler aufstellen und neue Kompetenzen aufbauen. Das mag sein. Die Angst vor den kommenden Wochen und Monaten verleitet viele dazu, sich nur um sich selbst zu kümmern – die eigenen Finanzen, Aufträge, das eigene Portfolio stehen im Mittelpunkt. Und was passiert in der Zwischenzeit? Ihre Kunden entwickeln sich weiter – von Ihnen völlig unbemerkt. Sie stellen jetzt ganz andere Fragen, die Sie vielleicht perfekt beantwortet hätten oder sie suchen nach Lösungen, die Sie schon in petto haben. Diese Aussichten auf lukrative neue Geschäftsmodelle durch Weghören zu verpassen, wäre fatal. Stellen Sie sich vor, was alle möglich wäre, wenn Sie die Fragen Ihrer Kunden hören würden.
Haben Sie das Ohr auf der Straße?
Warum entwickelt Wolfgang Grupp, der in seinen Produktionsstätten sonst Bekleidung herstellt, jetzt Mund- und Nasenmasken? Weil er aufmerksam hingehört hat. So einfach ist das. Er hat erkannt, auf welches Problem er eine Antwort geben kann. Und er hat schnell reagiert, ohne monatelang zu überlegen, ob und wie das umgesetzt werden kann. Wird er dauerhaft Masken herstellen? Vermutlich nicht. Aber eins können wir von ihm lernen: Er hat das Ohr auf der Straße und hört deshalb schneller als andere, welche Lösungen er sinnvollerweise anbietet, um die Zukunft seiner Firma zu sichern.
Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihren Kunden gesprochen? Welche Themen brennen ihnen gerade unter den Nägeln? Welche Tendenzen lassen sich erkennen? Und wie stellen Sie sicher, dass Sie am Ball bleiben und auf die tatsächlich akuten Themen Antworten liefern können?
Oder wie Ben Schulz sagen würde: „Hören Sie endlich auf Ihre Wunden zu lecken und beobachten Sie Ihren Markt!“