Das unbequeme Gefühl
Ich weiß, das klingt hart. Aber schauen wir uns die Realität an. KI ist längst da. Sie schreibt Texte, sie analysiert Daten, sie erstellt Szenarien und trifft Vorentscheidungen. Sie optimiert Prozesse, bevor eine Führungskraft überhaupt die Lage erkannt hat.
Und was machen viele? Sie reden sich ein, dass ihr Bauchgefühl, ihre Erfahrung, ihre Routine reichen. Ich sehe das fast täglich. Das unbequeme Gefühl, dass da etwas Neues kommt, wird verdrängt. Man hofft, dass es schon vorbeigeht.
Genau das ist gefährlich. Weil KI nicht einfach ein Tool ist, das man an- oder ausschalten kann. KI verändert, wie wir führen.
Führung im Spiegel der KI
Ich habe den Satz einmal in einem Workshop gesagt: „Führungskräfte müssen lernen, KI zu führen – oder sie werden von KI geführt.“ Genau das ist die Herausforderung.
Es reicht nicht mehr, Entscheidungen allein auf Intuition zu stützen. KI liefert in Sekunden Analysen, für die wir früher Tage brauchten. Sie wirft mehr Ideen in den Raum, als ein Team in einer Woche erarbeiten kann. Und sie wartet nicht, bis Sie fragen. Sie handelt.
Was heißt das für Sie? Ihre Rolle verändert sich. Sie sind nicht mehr der Entscheider, der alles selbst entwickelt. Sie sind Kurator, Gestalter, Sinnstifter. Sie wählen aus, setzen Grenzen, geben Richtung. Wenn Sie das nicht tun, macht es jemand anderes – oder eben die Maschine.
Das eigentliche Risiko
Viele reden über Kontrollverlust oder über Datenschutz. Alles berechtigte Punkte. Aber das eigentliche Risiko liegt woanders: in der eigenen Passivität.
Ich erinnere mich an ein Kapitel in meinem Buch Führungskräfte als Hoffnungsträger. Da beschreibe ich die zerstörerische Kraft von Hoffnungslosigkeit. Genau das erlebe ich im Umgang mit KI: Menschen, die die Augen senken, weil sie ahnen, dass sie den Anschluss verpassen.
Es geht hier nicht um Maschinen, sondern um Haltung. Wer führt, muss entscheiden, ob er sich diese Kompetenz aneignet oder abwartet. Und Abwarten heißt: den Platz räumen.
Der Mittelstand und seine Illusion
Gerade im Mittelstand beobachte ich eine gefährliche Illusion. Man glaubt, kleiner und flexibler zu sein, also schneller reagieren zu können. Doch die Realität sieht anders aus. Studien zeigen, dass Kompetenzen die härteste Währung der Transformation sind. Und genau die fehlen oft.
Ich erlebe Geschäftsführer, die noch stolz sagen: „Ich tippe keine Mails selbst.“ Gleichzeitig glauben sie, KI müsse sie nichts angehen. Dabei sind es genau diese Führungskräfte, die am dringendsten lernen müssten, wie man KI bewusst nutzt.