Es war ein Moment von Tiefe und Bedeutung. Und gleichzeitig ein Augenöffner für das, was in der Führung heute oft verloren geht. Denn vieles, was in dieser Zeremonie selbstverständlich war, fehlt in vielen Unternehmen: echte Verbindlichkeit, emotionale Präsenz, ein gemeinsames Ziel. Und eine Kultur, die nicht vom Machen, sondern vom Miteinander lebt.
1. Das Ja-Wort: Verbindlichkeit beginnt bei dir
Ein Ja-Wort ist keine Floskel. Es ist ein Versprechen. Es ist die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst, für den anderen, für das gemeinsame Ziel. Es ist die Entscheidung, nicht wegzulaufen, wenn es schwierig wird. Sondern zu bleiben. Zu tragen. Und zu führen.
In der Unternehmensführung fehlt genau diese Haltung oft. Statt klarer Commitments erleben Mitarbeitende vage Ansagen, weichgespülte Formulierungen, Ausflüchte. „Ich schaue es mir mal an.“ „Da müsste man was tun.“ „Können wir vielleicht nächste Woche besprechen.“
Solche Aussagen kosten Vertrauen. Denn sie klingen nach Verantwortung, sind aber in Wahrheit nur Flucht nach hinten.
Verbindlichkeit bedeutet: Ich sage, was ich tue. Und ich tue, was ich sage. Punkt.
Wann haben Sie zuletzt ein Versprechen gegenüber Ihrem Team gegeben – und es wirklich gehalten?
2. Verbindung schafft Bedeutung
In der Trauung stand nicht das Ergebnis im Vordergrund. Sondern die Beziehung. Es ging um Verbindung – zwischen zwei Menschen, zwischen Versprechen und Bedeutung, zwischen dem Heute und dem Morgen.
In der Führung zählt oft nur Output: Zahlen, Ziele, KPIs. Aber ohne Verbindung bleibt all das leer. Führung ohne Beziehung ist wie eine Trauung ohne Blickkontakt: technisch korrekt, aber völlig bedeutungslos.
Verbindung entsteht nicht durch Status oder Anweisungen. Sondern durch Präsenz, Interesse und das echte Zuhören. Nur wer in Beziehung führt, kann Sinn stiften. Und nur wer Sinn stiftet, kann Menschen wirklich bewegen.
Wann haben Sie das letzte Mal aktiv zugehört – ohne sofort zu antworten?
3. Rituale geben Halt
Die Hochzeitszeremonie lebt von Ritualen. Sie sind nicht Beiwerk. Sie sind der Rahmen, der Orientierung gibt. Der Moment, in dem alle innehalten, spüren, verstehen: Jetzt zählt es.
Auch Unternehmen brauchen Rituale. Gerade in unsicheren Zeiten. Teammeetings, Feedbackgespräche, symbolische Übergaben – wenn sie bewusst gestaltet sind, geben sie Halt. Sie strukturieren den Alltag. Und sie schaffen Wiedererkennbarkeit in einem dynamischen Umfeld.
Welche Rituale in Ihrem Unternehmen geben wirklich Orientierung – und welche sind nur noch Pflichtveranstaltung?
4. Präsenz schlägt Performance
Bei der Trauung zählte nicht, ob ich alles perfekt vorgetragen habe. Es zählte, dass ich da war. Ganz. Nicht mit halbem Kopf bei der To-do-Liste, nicht mit einem Ohr am Handy. Sondern präsent. Im Moment. Für die Menschen.
Viele Führungskräfte sind in Meetings körperlich anwesend, aber geistig auf der Flucht. Im Operativen. Im Druck. In der Überforderung. Dabei spüren Teams sehr genau, ob jemand nur führt – oder wirklich da ist.
Präsenz lässt sich nicht delegieren. Sie beginnt mit Selbstführung. Mit Klarheit im eigenen Kopf. Und mit der Bereitschaft, sich dem Moment zu stellen – auch wenn er unbequem ist.
Wann warst du zuletzt ganz da – mit dem, was dich als Mensch ausmacht?
Führung ist Beziehung, nicht bloß Steuerung
Ich habe gestern nicht einfach eine Trauung gehalten. Ich habe Verbindung geschaffen. Raum gegeben für etwas, das trägt. Und genau das brauchen Unternehmen heute: Räume, in denen aus Teams wieder echte Gemeinschaft wird. Aus Führung wieder Verantwortung. Und aus Worten wieder Verbindlichkeit.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir aufhören, neue Tools zu suchen – und stattdessen wieder echte Haltung zeigen.
Denn Führung heißt nicht: alles wissen. Sondern: den Mut haben, Ja zu sagen – und es auch zu leben.