Kontrolle und Ohnmacht im Leadership
Viele von uns stehen täglich vor externen Einflüssen, die jenseits unseres Einflussbereichs liegen: Wirtschaftskrisen, geopolitische Unsicherheiten, globale Pandemien oder disruptive technologische Entwicklungen. Der natürliche Reflex, der in solchen Momenten einsetzt, ist der Versuch, Kontrolle über das Unkontrollierbare zu gewinnen. Doch dieser Versuch führt oft nur zu Frustration und Erschöpfung. Viel wichtiger ist es, uns die entscheidende Frage zu stellen: Wie können wir unsere Reaktion auf diese äußeren Einflüsse bewusst gestalten?
Reaktionen bewusst gestalten
Stephen Coveys „Circle of Influence“ bietet uns ein wertvolles Modell, um den eigenen Einflussbereich in zwei Ebenen zu unterteilen: den Bereich, den wir direkt kontrollieren können, nämlich die eigenen Handlungen und Entscheidungen, und den Bereich, den wir zwar beeinflussen, aber nicht vollständig bestimmen können, wie Reaktionen anderer oder Marktbedingungen. Anstatt in einer Opferrolle zu verharren, gilt es, den Fokus auf das zu lenken, was wir tatsächlich beeinflussen können. So können wir nicht nur uns selbst stabilisieren, sondern auch die Kultur und Resilienz unserer Organisation stärken.
Selbstführung als Grundlage erfolgreicher Führung
„Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen.“ Das Zitat von Pater Anselm Grün kennen Sie, oder? Eine der größten Herausforderungen, denen wir uns als Führungskräfte stellen müssen, ist die Selbstführung. Es stellt sich die Frage: Wie können wir von unseren Teams Engagement und Klarheit verlangen, wenn wir selbst nicht in der Lage sind, unsere Gedanken und Emotionen zu steuern? Selbstführung beginnt mit der Erkenntnis, dass unsere Reaktionen auf Stress, Krisen oder Konflikte entscheidend für die Qualität unserer Führung sind.
Die Fähigkeit, uns selbst zu führen, bildet die Basis dafür, andere zu führen. Techniken wie regelmäßige Selbstreflexion, emotionale Intelligenz und das Entwickeln mentaler Stärke sind dabei unerlässlich. Vor allem in stressigen Momenten ist es entscheidend, innezuhalten und zu überlegen: Wie wollen wir auf diese Situation reagieren? Dies verhindert impulsive Reaktionen und ermöglicht strategisch klügeres Handeln.
Von der Reaktion zur bewussten Aktion: eine Kultur des Resilienzaufbaus
In Krisenzeiten erwarten unsere Mitarbeiter von uns Stabilität, Orientierung und vor allem Hoffnung. Oft übersehen wir jedoch unsere eigene Rolle als „Perspektivgeber“. Es ist nicht nur wichtig, Krisen zu managen und kurzfristige Probleme zu lösen, sondern auch langfristige Perspektiven zu schaffen, die Zuversicht ausstrahlen. Indem wir proaktive Visionen entwickeln und diese klar kommunizieren, schaffen wir einen Raum für Hoffnung und Engagement – auch wenn die äußeren Umstände widrig sind.
Eine Führungskraft, die sich darauf konzentriert, wie sie reagiert, anstatt die Umstände kontrollieren zu wollen, setzt positive Impulse für die Unternehmenskultur. Ein bewusster und lösungsorientierter Führungsstil kann Resilienz und Kreativität freisetzen und dafür sorgen, dass aus jeder Herausforderung eine Chance wird.
Praktische Tipps für Führungskräfte
Um als Führungskraft nicht nur zu überleben, sondern in turbulenten Zeiten wirklich erfolgreich zu sein, sollten wir uns auf diese wesentlichen Strategien konzentrieren:
- Emotionale Selbstführung kultivieren: In Krisenzeiten ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wie wir auf Stress reagieren. Achtsamkeitstechniken, regelmäßige Selbstreflexion und Pausen helfen dabei, das emotionale Gleichgewicht zu bewahren und überlegte Entscheidungen zu treffen.
- Positive Kommunikation fördern: Statt uns auf Probleme zu fixieren, sollten wir den Fokus auf mögliche Lösungen und Chancen legen. Dies schafft eine Atmosphäre des Vorwärtsdenkens.
- Selbstbestimmung betonen: Wir sollten unseren Mitarbeitern verdeutlichen, dass sie selbst darüber entscheiden können, wie sie mit Herausforderungen umgehen. Dies stärkt das Gefühl der Eigenverantwortung und fördert die Selbstwirksamkeit.
- Klarheit schaffen: In unsicheren Zeiten ist es entscheidend, klare Ziele zu setzen und diese transparent zu kommunizieren. Dies hilft, Unsicherheit zu verringern und Orientierung zu geben.
- Resilienz stärken: Langfristiger Erfolg erfordert Resilienz – die Fähigkeit, Rückschläge als Lernchancen zu sehen. Diese Haltung sollten wir nicht nur vorleben, sondern auch in unserem Team fördern.
Kontrolle über äußere Umstände ist oft eine Illusion – aber wir können beeinflussen, wie wir auf das Unkontrollierbare reagieren. Die bewusste Entscheidung, wie wir mit Herausforderungen umgehen, ist der Schlüssel zu langfristigem Erfolg und echter Resilienz. Indem wir uns auf unseren eigenen Einflussbereich konzentrieren und unsere Reaktionen gezielt steuern, können wir nicht nur unsere Teams durch jede Krise führen, sondern auch neue Perspektiven schaffen. So wird der Druck der äußeren Umstände zur Chance, die Zukunft aktiv und erfolgreich zu gestalten.