Sonntagmittag bei mir zu Hause. Die Familie stöhnt schon, bevor ich überhaupt etwas sage. „Es ist Western-Time!“, rufe ich, während meine Frau tief durchatmet. Die Kinder verdrehen die Augen. Für sie eine Zumutung, für mich ein Ritual. Ein richtig guter Western hat mehr mit deinem Alltag zu tun, als du glaubst.
Vielleicht hast du Yellowstone gesehen, diese Serie mit Kevin Costner. Harte Entscheidungen, endlose Weiten, eine Familie am Rande des Abgrunds. Da geht’s nicht um Show, da geht’s ums Überleben. Um Klarheit. Um Führung.
Genau da spüre ich die Parallelen, seit einigen Wochen. Nicht auf einer Ranch in Montana, sondern auf den Waldwegen meiner Umgebung. Und ich sage dir: Ich habe selten so deutlich gespürt, was Führung im Kern bedeutet.
Abgesehen davon fühle ich mich manchmal wie John Dutton (-;
Druck killt Vertrauen – im Sattel wie im Chefbüro
Das Pferd unter mir mehrere 100 Kilo. Versuch mal, so ein Tier mit Gewalt zu lenken. Keine Chance. Druck führt nur dazu, dass es sich sperrt. Du kannst schreien, zerren, drohen – du wirst verlieren.
Vorankommen funktioniert anders. Mit kleinen Impulsen. Mit Ruhe. Mit Präsenz. Und genau das ist der Punkt: Dein Team reagiert wie ein Pferd. Du kannst sie nicht zwingen. Wenn du versuchst, mit Kontrolle und Druck zu führen, erreichst du nur Widerstand und innere Kündigung.
Im Sattel merke ich: Wer führen will, braucht Klarheit, Konsequenz und Gelassenheit. Nichts anderes.
Pferde entlarven jede Unsicherheit
Ein Pferd ist ein gnadenloser Spiegel. Jede Unsicherheit, jede inkonsequente Bewegung wird sofort sichtbar. Du denkst vielleicht, du wirkst souverän – das Pferd weiß es besser.
Übertragen heißt das: Deine Leute spüren sofort, ob du Orientierung hast oder selbst schwankst. In meinem Buch Führungskräfte als Hoffnungsträger schreibe ich: Hoffnung ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung. Deine Mitarbeitenden merken, ob du diese Entscheidung getroffen hast – oder ob du selbst längst die Hoffnung verloren hast.
Die Frage ist: Was strahlst du aus, wenn es wirklich ernst wird?
Du bist Leittier oder Ballast
Beobachte mal eine Herde. Wer führt? Die Leitstute. Sie geht los. Ohne viele Gesten, ohne großes Theater. Einfach klar, ruhig, konsequent. Und die Herde folgt. Warum? Weil sie Vertrauen spüren.
Übertragen auf deinen Alltag: Bist du Chef, weil du den Titel trägst – oder weil dir die Menschen folgen? Pferde reagieren nicht auf Statussymbole. Deine Leute übrigens auch nicht. Sie folgen, wenn sie spüren: Da ist jemand, der weiß, wohin er will.
Wenn du zögerst, wird es gefährlich. Denn dann füllt irgendjemand anders das Vakuum. Und das ist selten jemand, den du da vorne haben willst.
Selbstführung ist dein Fundament
Vielleicht spürst du es selbst: Die Dauerkrisen nagen. Lieferketten, Energiepreise, geopolitisches Chaos – ein permanentes Trommelfeuer. Weißt du, was der größte Hebel wäre? Deine Selbstführung.
Fakt ist: 62 % der Führungskräfte fühlen sich erschöpft. Viele sind emotional im Dauerkrisen-Modus, nicht mehr handlungsfähig. Und genau da liegt die Gefahr: Wer sich selbst nicht steuert, kann kein Team führen.
Wenn du morgens schon mit leerem Tank ins Büro gehst, wie willst du dann andere antreiben? Dein Team riecht deine Erschöpfung, so wie ein Pferd deine Unsicherheit riecht.
Hoffnung geben ist kein Luxus
Wir leben in der Permakrise. Alles wankt, nichts ist mehr planbar. Und gerade deshalb bist du gefragt. Dein Job als Führungskraft im Mittelstand ist es, Hoffnung zu geben. Klingt pathetisch? Ist aber brutal pragmatisch.
Denn ohne Hoffnung folgt dir niemand. Menschen brauchen einen Grund, aufzustehen und sich reinzuhängen. Sie brauchen einen Chef, der sagt: „Es gibt einen Weg, und wir gehen ihn.“ Wenn du den Mut verlierst, verlierst du deine Leute. So einfach.
In Führungskräfte als Hoffnungsträger findest du das Prinzip „Komm-vor-Zone statt Komfortzone“. Genau darum geht’s: Nicht in der Ecke stehen und jammern, sondern den ersten Schritt machen. Auch wenn du selbst unsicher bist.
Führen heißt reiten: präsent, klar, konsequent
Im Wald hat mich mein Pferd einmal mitten im Schritt stehen gelassen. Es rührte sich nicht. Kein Zügelziehen half. Erst als ich selbst ruhig wurde, klar atmete, spürte, was in mir los war – ging es weiter. Abgesehen davon musste es mal und ich habe es nicht bemerkt.
Genau das ist Führung. Dein Team folgt dir nicht, wenn du nervös wirst, wenn du Druck machst, wenn du Unsicherheit ausstrahlst. Sie folgen, wenn du klar bist. Wenn du Haltung zeigst. Und du merkst was sie brauchen.
Die Grundprinzipien wirksamer Führung sind seit Jahren dieselben: Ergebnisse zählen, Verantwortung übernehmen, auf Stärken bauen, Vertrauen schaffen. Die Frage ist: Lebst du sie?
Was du jetzt tun solltest
Frag dich ehrlich: Würden deine Leute dir folgen, wenn du wortlos aufstehst und eine neue Richtung einschlägst? Oder würden sie sitzenbleiben, weil sie deine Unsicherheit riechen?
Es reicht nicht mehr, im Management-Meeting Pläne zu wälzen. Du musst im Sattel sitzen. Klar. Gelassen. Entscheidend.
Und wenn du dich fragst, wie du das lernen kannst: Schau dir an, was Pferde dir spiegeln. Sie sind die ehrlichsten Feedback-Geber, die du je hattest. Kein Titel, kein Bonus, kein Auto bringt dir die Gefolgschaft. Nur deine innere Haltung.
Dein Ausritt beginnt jetzt
Führung im Mittelstand fühlt sich heute oft an wie ein wilder Ritt durch Sturm und Steppe. Aber genau das ist deine Chance.
Die Frage ist nicht, ob es hart wird. Es wird hart. Die Frage ist: Bleibst du im Sattel – oder fällst du runter?
Deine Mitarbeitenden brauchen keinen Hampelmann, der unsicher an den Zügeln zerrt. Sie brauchen einen „Cowboy“, der weiß, wo es hingeht.
Also: Steig in den Sattel. Führe. Klar. Echt. Hoffnungsvoll.