Nur zufrieden oder schon verbunden? Das Wir-Gefühl in Unternehmen!

Erinnern Sie sich an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier?“ Bill Murray sitzt in einer Zeitschleife fest und erlebt ein und denselben Tag immer wieder, bis er als geläuterter Mann sein Leben fortsetzen kann. An diesen Film fühle ich mich manchmal erinnert, wenn Themen, die in die Kategorie „alter Hut“ fallen, wieder aufploppen und die Menschen in einem Hamsterrad gefangen halten. Aktuell ist es das Thema „Mitarbeiteridentifikation“ und die konkrete Fragestellung: „Wie bekommen wir ein Wir-Gefühl hin?“, welches in meinen Gesprächen mit Managern, Führungskräften und Inhabern immer wieder aufkommt. 

wir-gefuehl

Geschenkt: die letzten drei Jahre waren (und sind es noch) wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich ein Novum für die aktuell arbeitende Bevölkerung. Verwöhnt durch kriegs- und krisenfreie Zeiten auf höchstem wirtschaftlichem Level wurschtelten wir mal mehr, mal weniger erfolgreich in unserer „heilen Welt“ vor uns hin. Und plötzlich haben wir eine Pandemie mit weitreichenden Folgen in allen beruflichen und privaten Bereichen und einen Krieg, der in unser Leben massiv eingreift. Plötzlich bestimmen Ängste und Unsicherheit unser Leben und der Wunsch nach „Wir sind eine Einheit, wir sind ein Team.“ ist größer als je zuvor, denn:
 

Ganz besonders in Krisenzeiten brauchen Menschen Menschen.

Sie brauchen Nähe, sie brauchen Orientierung, sie brauchen jemandem, dem sie vertrauen – privat, aber auch ganz wichtig im beruflichen Miteinander. Und genau dieser Fakt ist die große Herausforderung der heutigen Zeit für Führungskräfte und UnternehmerInnen.
 

Den Zug im Lockdown von hinten gesehen!

Während der Lockdowns ging in einem Großteil der Unternehmen das Gefühl von Einheit, Zugehörigkeit und „an einem Strang ziehen“ gelinde gesagt flöten. Zweidrittel der Arbeitnehmenden fühlten sich im Stich gelassen von ihren Vorgesetzten. Diese wiederum liefen zu Hause wie die Tiger im Käfig herum, weil sie ihre Angestellten nicht mehr acht Stunden am Tag kontrollieren konnten. Wie war das noch mit Kontrolle und Vertrauen? Die Führungskräfte, die diese Zeit frei nach dem Motto „Augen zu und durch“ durchstanden und hofften, dass alles wieder wie früher werden würde, stehen jetzt vor der immensen Aufgabe, die Einheit – das Wir-Gefühl – völlig neu aufzubauen. Ein „alle zurück ins Büro“ wird es nicht mehr geben. Somit müssen sie andere Lösungen finden. Welche? Dazu gleich mehr …

Jede Generation hat so seine Eigenheiten.

„Jeder Jeck is anders.“ Und dann auch noch jede Generation. Da gibt es die „vom alten Schlag“, die Babyboomer, die Generationen X und Y und ganz neu und nochmal völlig anders – die Generation Z. Alle unter einem Dach. Ich sage mal – das kann zu Spannungen führen. Das ist, als würde man einen Hund und eine Katze bitten, gemeinsam Flöhe zu hüten. Daher, wer heute die Herausforderungen der unterschiedlichen und teilweise sehr konträren Generationen in Denke und Haltung nicht ernst nimmt und dafür Lösungen findet, kann kein Wir-Gefühl generieren oder erwarten, dass alle an einem Strang ziehen.

Nur wer in sich ruht, kann andere führen.

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Besonders in Krisenzeiten brauchen Menschen Menschen. Sie brauchen Nähe, sie brauchen Orientierung, sie brauchen jemandem, dem sie vertrauen – privat, aber auch im beruflichen Miteinander. Daher ist es insbesondere für Unternehmer, Vorstände und Führungskräfte unerlässlich, für ihre Mitarbeitenden, Kunden und Geschäftspartner als Fels und Leuchtturm da zu sein und in ihrer Vorbildfunktion sich dieser Verantwortung bewusst zu sein. Sie sind diejenigen, die mit ihrer Persönlichkeit alles zusammenhalten und führen. Aber: Nur wer weiß, wer er ist, was er möchte, mit sich im reinen ist, in sich ruht, statt mit sich selbst beschäftigt zu sein, hat die Souveränität und die Kraft, für andere da zu sein. Es geht um die eigenen Werte, Haltungen, Einstellungen, Lebensmotive, das Warum, die Visionen, Erfahrungen. Persönlichkeiten sind keine runden Steine, sondern sie haben Ecken und Kanten. Sie sind keine Mitläufer, sondern Vorbilder, sie inszenieren nicht, sondern sind zu 100% authentisch, sie führen mit Empathie und Emotion statt von oben herab, sie sind ehrlich, nahbar, offen.

Die Basis des Wir-Gefühls heißt echte Verbundenheit

Verbundenheit ist etwas, was wir nicht delegieren können. Es ist ein Gefühl von: „Wir haben eine gemeinsame Erfolgsstory und unser Tun zahlt darauf ein. So stehen wir auch harte Zeiten geeint durch.“ Das ist wesentlich mehr als lediglich „zufrieden“ zu sein.

Einer der wichtigsten Faktoren, um ein Wir-Gefühl entstehen zu lassen, ist der Gedanke: „Lasst uns eine Story entwickeln. Wer sind wir eigentlich? Haben wir ein gemeinsames Leitbild, das uns miteinander verbindet? Eine gemeinsame Vision?“ Ohne ein einheitliches Unternehmensziel, ohne ein Unternehmensleitbild, eine Vision, ein gemeinsames Selbstverständnis arbeiten die einzelnen Unternehmensteile und -abteilungen nach "bestem Wissen und Gewissen" vor sich hin. Die gemeinsame Diskussion über Grundwerte und Ziele führt die Blickrichtung der Beteiligten zusammen. Auch unterschiedliche Philosophien und Werthaltungen kommen auf den Tisch. Ein belastbares Wir-Gefühl entsteht garantiert durch:

  • die intensive interne Diskussion,
  • die Formulierung von Unternehmensphilosophie,
  • die Gestaltung von Unternehmenskultur,
  • die Entwicklung und Umsetzung dazu notwendiger Maßnahmen und Spielregeln,
  • die Leitbild-Entwicklung und
  • die daraus resultierende Erarbeitung der Corporate Identity

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Antoine de Saint-Exupéry

Ein Wir-Gefühl lässt sich weder durch Delegation, noch Kontrolle oder Gratispizza generieren. Es kann nur wachsen, wenn ein generelles Umdenken in den Köpfen der Führungskräfte stattfindet. Weg von Leistungsgetriebenheit und Zahlen und stattdessen den Menschen und seine Emotionen wahrnehmen, in den Mittelpunkt stellen und miteinbeziehen. Wecke die Sehnsucht in ihnen.

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