Tag 7: Geburtstag am Polarkreis, verpasste Fähre und innerer Spiegel.

Es ist 18:30 Uhr. Hinter uns liegen 430 Kilometer Straße. Kälte, Sonne, Wind, Warten. Heute war Alex’ Geburtstag – und wir waren unterwegs. Kein Tisch, keine Torte, kein Sekt. Nur Fahrt.

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Und trotzdem war’s ein besonderer Tag. Vielleicht gerade deshalb.

Ich merke: Diese Reise stellt nicht nur Fragen – sie gibt dir keine Chance, ihnen auszuweichen. Heute zum Beispiel:
Warum reagiere ich so gereizt, wenn etwas nicht planbar ist?
Warum fällt es mir schwer, Situationen einfach anzunehmen, ohne mich aufzuregen?

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Die Fähre fuhr uns vor der Nase weg. Ich hätte schreien können.

Stattdessen haben wir gewartet. Und plötzlich wurde es still. Kein Empfang. Keine Ablenkung. Nur der Moment.
Da war dieser italienische Motorradfahrer. 74 Jahre, null Deutsch, fünf Wörter Englisch. Seine Kreditkarte funktionierte nicht an der Fähre. Ich stand da, schaute zu – und zahlte einfach. Acht Euro. Kein Drama, keine große Geste. Er nahm mich zum Abschied in den Arm, zeigte Daumen hoch, sagte: „MotorcycleDriverFriend“.

In diesem Moment wurde mir etwas klar.

Führung beginnt nicht im Meetingraum. Nicht mit Strategie. Sondern da, wo du entscheidest, wie du mit dir selbst umgehst.
Ob du dich führst – oder dich gehen lässt. Ob du dich regulierst – oder ausrastest. Ob du gestaltest – oder wartest, dass sich was ändert.

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Selbstführung ist unbequem. Aber genau deshalb ist sie nötig.

Weil sie dich zwingt, hinzuschauen. Nicht auf andere. Auf dich.
Selbstführung heißt: Du hörst auf, dich rauszureden. Du hörst auf, dich zu verstecken hinter Stress, Verantwortung oder „das war schon immer so“. Du hörst auf, Dinge zu dulden, die dich kaputt machen – und tust trotzdem nichts.

Selbstführung ist der Moment, in dem du dir selbst nicht mehr ausweichst.
Wenn du merkst: Du bist wütend. Nicht, weil die Fähre weg ist. Sondern weil du nicht loslassen kannst.
Du bist erschöpft, nicht wegen der Strecke – sondern weil du keine Grenze ziehst.
Du bist überfordert, weil du dich verzettelst. Weil du es allen recht machen willst. Und am Ende bleibst du selbst auf der Strecke.

Das ist unbequem. Natürlich. Wer konfrontiert sich schon gern mit dem eigenen Kontrollzwang? Wer gibt schon gern zu, dass er sich nicht im Griff hat?

Aber genau da liegt die Kraft.
Nicht im Rechthaben. Nicht im Funktionieren.
Sondern im Innehalten. Im sich ehrlich machen.
Im Mut, sich selbst in Frage zu stellen – bevor es andere tun.

Selbstführung heißt: Ich entscheide, wer ich sein will.
Nicht erst, wenn’s läuft. Sondern vor allem dann, wenn’s wackelt.

In meinem Buch Führungskräfte als Hoffnungsträger schreibe ich auf Seite 42 über die sogenannte „Komm-vor-Zone“. Nicht Komfort. Komm-vor.
Dieser Tag war genau das. Kein Retreat. Kein Denkseminar. Sondern echtes Leben. Spontan. Ungeplant. Unbequem. Und genau darin lag der Spiegel.

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Führst du – oder reagierst du nur?

In meiner Arbeit sehe ich täglich Führungskräfte, die alles im Griff haben. Termine, Zahlen, Projekte.
Aber sich selbst? Fehlanzeige.
Sie laufen auf Autopilot. Und wundern sich, warum das Team nicht mitzieht.

Wenn du willst, dass andere dir folgen – dann fang an, dir selbst zu vertrauen.
Nicht dem Kalender. Nicht dem Businessplan. Dir.

Die eigentliche Frage ist nicht, wie du führen willst. Sondern: Wer willst du sein, wenn’s drauf ankommt?

Ich war heute dieser jemand, der 8 Euro für einen Fremden bezahlt hat.
Und es war ein gutes Gefühl. 

Reflexion für dich – ohne Filter:

1. Wenn du dich nicht im Griff hast – wer soll dir folgen?

2. Wann hast du zuletzt etwas getan, das richtig war – obwohl es unbequem war?

3. Wo reagierst du aus Automatismus statt aus Klarheit?

4. Was würdest du über dich denken, wenn du dein eigener Chef wärst?

5. Wo gibst du Verantwortung ab, obwohl du sie tragen solltest?

Wenn dich dieser Text berührt oder herausfordert – leite ihn weiter.
Und wenn du selbst eine Antwort teilen willst: Schreib mir.
Vielleicht wird daraus dein nächster Schritt.

Bis dahin: Bleib klar.
Ben

Ben Schulz
Autor: Ben Schulz

Ben Schulz ist Sparringspartner für Geschäftsführer und Führungsteams in klein- und mittelständischen Unternehmen, wenn es um deren Strategie und Transformationsprozessen geht. Der Vorstand des Beratungshauses Ben Schulz & Partner AG legt den Schwerpunkt seiner Tätigkeit, gemeinsam mit seinem Team, auf die Schwerpunkte Unternehmensleitbildentwicklung, Kulturwandel, Führungskräfteentwicklung und strategischen Unternehmersparrings, bei denen es um die Steigerung von Perfomance geht.

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