Früher war es schön bequem, weshalb viele nicht genau hingeschaut haben. Die Herausforderungen waren auf anderen Ebenen zu finden, aber dieser Tage wird extrem deutlich, dass es kein Zurück mehr in die Vergangenheit gibt. Das hat Auswirkungen auf alle Menschen und natürlich auch UnternehmerInnen.
Next Generation und Purpose
Betrachten wir einmal den eigenen Mikrokosmos, in dem wir uns bewegen, die Menschen, mit denen wir etwas zu tun haben, fällt auf, dass sich hier ebenfalls eine Zeitwende vollzieht. Betrachten wir beispielsweise, wie Kinder erzogen werden, mit bestimmten Themen umzugehen. Viele UnternehmerInnen halten die Next Generation für Einhörner auf der grünen Wiese, die sich nur schwer führen lassen. Wie kommt der Gedanke? Was bedeutet Zeitenwende im Fall der neuen Generation? Wenn jemand aus dieser Generation der Führungskraft Widerworte gibt, ist das im Grunde keine Respektlosigkeit, sondern sie haben von Haus aus gelernt, dass man viele Dinge einfach durchdiskutieren kann und übertragen das jetzt auf die berufliche Ebene. Führungskräfte interpretieren das oft als respektlos und nicht zeitgemäß. Ein großer Punkt der Zeitenwende ist das offene, gegenseitige aufeinander zugehen. Ein weiterer ist, zu erkennen, dass die Work-Life-Balance tot ist. Seit den letzten Jahren und vor allen Dingen auch durch die Pandemie ist klar geworden, dass bedingt durch Digitalisierung, Homeoffice und Co., Work-Life- Balance nicht mehr funktioniert. Auch hier ist eine Wende gefordert. Es geht darum, wie es gelingt, den Stress zu reduzieren, Resilienz zu schaffen und zu motivieren – Basis dafür ist immer der Sinn.
Purpose im Mittelpunkt
Purpose rückt massiv in den Vordergrund bei Unternehmen. Denn eines der Trendthemen unserer Zeit ist Sinn kombiniert mit Authentizität. Mitarbeitende sehnen sich in dieser Zeit nach LeaderInnen, die Orientierung geben. Hier passiert eine Zeitenwende in der Führung. Bei all den Veränderungen, die in der Gesellschaft und Wirtschaft passieren, braucht es neue, gelebte Leitbilder von Unternehmen, die Orientierung geben. Ein weiterer Wandel liegt darin, dass alte Führungsstrukturen und Muster nicht mehr funktionieren. Wie gelingt dies in einem evolutionären Prozess, in dem niemand fragt, ob man sich mitentwickeln will, sondern wer es nicht tut, auf Dauer ein Problem hat?
Die Krise als Chance
Ich habe immer gedacht, ich werde niemals in die Situation kommen, irgendwann mal zu sagen „die Krise als Chance“. Diese Aussage verortete ich immer bei den Motivations-Gurus und war ziemlich genervt davon. Aber heute sage ich zum ersten Mal voller Überzeugung: „Lasst uns die Krise als Chance nutzen.“ Machen wir einen gedanklichen Sprung zu UnternehmerInnen nach dem zweiten Weltkrieg – diese hatten noch eine ganz andere Vision, in welcher Art und Weise sie Unternehmen führten. Sie waren Dream Painter und Menschen sind ihnen gerne gefolgt. Im Lauf der Jahre hat sich das verloren, doch jetzt in der Zeitenwende muss sich das ändern. Ich sage, Führungskräfte haben keine Untertanen, sondern echte LeaderInnen Follower. Die spannende Frage ist, wie kann ich auch als Unternehmer diese Zeit nutzen, um mich neu zu justieren, Leitbilder zu entwickeln, die Orientierung geben, die Klarheit schaffen, die die Möglichkeit haben, dass andere im Unternehmen sagen: „Da möchte ich gerne investieren, weil ich Teil dieser Story sein will.“
Ein großes Thema ist Respekt – das bedeutet, den anderen in seiner Art und Weise wahrzunehmen und sich zugleich zu erlauben, ihm eine Richtung mitzugeben. Eine Zeitenwende ist immer mit Orientierungslosigkeit verbunden. Wenn eine klare Richtung geschaffen wird, warum tun wir, was wir tun, wofür es getan wird und dass dafür auch die volle Verantwortung übernommen wird, dann funktioniert es.
Selbstführung – das innere Orchester
Wie in der Zeitenwende mit der eigenen Führung umgehen? Jeder kennt den Satz: „Wer andere führen will, muss sich selbst führen“ oder erweitert „Wer sich führt, wird geführt.“ Das lässt sich gut anhand eines inneren Orchesters beschreiben. Alle haben Identität-Anteile und Dinge, die einen beeinflussen. Selbstführung hat etwas damit zu tun, wie die Anteile, die es einem ermöglichen, authentisch, vertrauenswürdig und mutig zu sein, orchestriere. Es geht darum, sich dieses Orchesters bewusst zu werden und die Rolle des Dirigenten zu übernehmen. Es klingt grausam, wenn jeder seine eigene Musik spielt. Und es geht auch darum, ob etwas erreicht oder vermieden werden soll. Werden also Erreichungs- oder Vermeidungsziele gesteckt? Seit Jahrzehnten sind wir geprägt auf Vermeidung – wir handeln danach, erziehen unsere Kinder danach und die Gesellschaft denkt ebenso. Aber ist die Zeitenwenden nicht jetzt dafür da, in Erreichungszielen zu denken?