Aber so reden erwachsene Menschen. Führungskräfte. Und am Montagmorgen im Unternehmen? Dieselben Leute beklagen sich in Meetings über die fehlende Wertschätzung. Vom Team. Von der Geschäftsführung. Von „der Firma“. Die sei kalt, lieblos, distanziert.
Sorry, aber das ist scheinheilig.
Wertschätzung ist keine Dienstleistung
Ich kann’s nicht mehr hören. Dieses ewige Gejammer: „Die Leute fühlen sich nicht gesehen.“ „Es gibt zu wenig Anerkennung.“ Bullshit. Ich kenne Unternehmen, die sich den Allerwertesten aufreißen für ihre Leute. Gesundheitsprogramme. Homeoffice. Zeitausgleich. Kinderbetreuung. Bonuszahlungen. Und was kommt zurück? Genörgel. Forderungen. Opferhaltung.
Was viele vergessen: Wertschätzung ist keine Einbahnstraße. Wenn du nichts gibst, bekommst du auch nichts. Punkt. Wenn du schon beim Bäcker nicht in der Lage bist, wie ein anständiger Mensch zu sprechen, dann brauchst du dich nicht wundern, wenn in deinem Team der Respekt fehlt.
Unternehmen sind keine Rehakliniken
Ja, viele tragen biografischen Ballast mit sich herum. Keine Frage. Aber sorry: Dein Chef ist nicht dein Therapeut. Dein Arbeitsplatz ist kein Ort für innere Kindarbeit. Wenn du Bestätigung suchst, geh ins Coaching. Wenn du was bewegen willst, geh in Führung.
Und bitte, hör auf, alles auf „die Führung“ zu schieben. Vielleicht liegt’s nicht immer an den anderen. Vielleicht liegt’s auch an dir. Deine Haltung, dein Ton, deine Ausstrahlung. Wenn du ständig erwartest, gesehen zu werden, aber selbst blind durch den Alltag gehst – was genau erwartest du eigentlich?
Führung beginnt beim Brötchenkauf
Wertschätzung beginnt nicht mit einer teuren Employer-Branding-Kampagne. Sie beginnt da, wo du stehst. Beim Bäcker. Im Flur. In der Kantine. Sie beginnt mit einem ehrlichen „Danke“. Mit echtem Interesse. Mit Zuhören.
Und ja – auch mit Loben nach oben. Wann hast du deinem Chef das letzte Mal gesagt, dass du seine Entscheidung gut fandst? Oder dass du seinen Einsatz siehst? Ach so – das ist sein Job, oder? Falsch. Führung ist Beziehung. Keine Hierarchie. Und Beziehung funktioniert niemals einseitig.
In „Führungskräfte als Hoffnungsträger“ schreibe ich genau darüber: Vertrauen entsteht nicht durch Tools. Oder durch Benefits. Sondern durch Haltung. Durch innere Klarheit. Durch Selbstführung. Und die fängt bei so banalen Dingen an wie der Art, wie du sprichst. Wie du Menschen behandelst. Wie du lebst, was du von anderen willst.
Also: Wie heißt das?
Wenn du heute zum Bäcker gehst – sag bitte „Bitte“. Und wenn du wirklich glaubst, dein Team sei undankbar und die Firma ein kalter Apparat: Schau in den Spiegel. Vielleicht liegt die Lösung näher, als du denkst.
Und wenn dich dieser Text wütend macht – gut so. Vielleicht hat er dich getroffen. Vielleicht ist das der Anfang von echter Selbstführung.
Und wenn du jemanden kennst, der genau diesen Impuls braucht – dann: weiterleiten. Ohne Kommentar. Einfach so. Wertschätzend. Denn wer Wertschätzung will, muss sie leben. Sonst bleibt am Ende nur ein trockener Brötchenteig. Und kein Mensch hat Bock auf trocken.