Führungskräfte im Dauerrauschen - Dein Kalender ist voll – aber du bist leer.
Führungskräfte im Mittelstand leben im permanenten Ausnahmezustand. Laut einer aktuellen Auctority/Civey-Studie fühlen sich 62 % erschöpft, 48 % emotional ausgebrannt – und eine andere Studie zeigt: Nur rund ein Viertel der Führungskräfte kann nach Feierabend wirklich abschalten.
Das ist kein individuelles Problem. Es ist ein systemisches.
Wir leben in der Ära der „Permakrise“ – ein Begriff, den wir bei Ben Schulz & Partner schon vor Jahren in unseren Whitepapern beschrieben haben . Pandemie, Energie, Fachkräftemangel, geopolitische Schocks: Das alles trifft auf eine Generation von Führungskräften, die gelernt hat, stark zu funktionieren – aber kaum, sich selbst zu führen.
Ich sehe sie oft: kluge, erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihren Kalender besser im Griff haben als ihre eigenen Bedürfnisse. Die Zahlen kennen, aber nicht mehr spüren, wann es zu viel wird. Und die irgendwann fragen:
„Wann bin ich eigentlich aus meinem eigenen Unternehmen ausgestiegen?“
Offsites sind kein Luxus – sie sind Überlebensstrategie
Viele halten Personal Offsites immer noch für einen „Wellnessausflug für Führungskräfte“. Ein Irrtum. Ein gut konzipiertes Offsite ist kein nettes Coaching-Event, sondern ein strategischer Eingriff ins Betriebssystem. Es geht nicht um Weinproben oder Flipcharts. Es geht darum, Führung aus dem operativen Strom herauszuholen – dorthin, wo Denken wieder möglich wird.
Fredmund Malik schreibt in Führen, Leisten, Leben: „Führung ist kein Sein, sondern ein Tun“. Doch wer ständig im Reagieren ist, verliert die Fähigkeit zum bewussten Handeln. Genau hier beginnt die Kraft von Offsites – und warum sie heute unverzichtbar sind.
Ich sage oft: Ein Offsite ist wie ein Reset. Nicht, um zu „entspannen“, sondern um zu „entstören“. Um rauszukommen aus der Schleife aus Kontrolle, Druck und Dauerkommunikation. Und ja – um wieder zu lernen, zuzuhören. Sich selbst, dem Team, dem Unternehmen.
Was in der Ruhe passiert, ist messbar
Die International Coach Federation (ICF) und MetrixGlobal haben den ROI von Executive Coaching mehrfach untersucht:
Jeder investierte Euro erzeugt im Schnitt einen siebenfachen Return – durch höhere Motivation, bessere Entscheidungen, klarere Kommunikation und stärkere Bindungseffekte. Auch die LHH-Leadership-Studie zeigt: Führungskräfte mit regelmäßiger Coachingbegleitung treffen 33 % schneller Entscheidungen und bauen signifikant mehr psychologische Sicherheit in ihren Teams auf.
Ich erlebe das in der Praxis täglich. Wenn eine Fürhungskraft im Offsite plötzlich erkennt, dass seine „Unentschlossenheit“ nichts mit fehlendem Mut, sondern mit fehlender Klarheit zu tun hat. Wenn eine Geschäftsführer zum ersten Mal seit Monaten ohne Laptop frühstückt – und im Gespräch feststellt, dass er eigentlich längst weiß, was zu tun ist. Und wenn ein Team begreift, dass echte Ausrichtung nicht aus Strategiepapieren kommt, sondern aus Vertrauen.
Was Führung heute wirklich braucht
Im Buch Führungskräfte als Hoffnungsträger beschreibe ich auf Seite 73, warum Vertrauen das fünfte Grundprinzip wirksamer Führung ist. Ohne Vertrauen kein Mut. Ohne Mut keine Veränderung. Offsites schaffen den Raum, in dem beides wächst.
Denn Führungskräfte müssen heute zweierlei leisten: Sie sollen Stabilität geben – und gleichzeitig Wandel vorantreiben. Deloitte nennt dieses Paradox „Stagility“ – den Spagat zwischen Stability und Agility. Genau hier scheitern viele. Sie jonglieren zwischen kurzfristigen Krisen und langfristigen Strategien, zwischen Burnout-Gefahr und Innovationsdruck.
Ein Offsite ist die Brücke dazwischen: ein geschützter Ort, an dem Strategie wieder mit Menschlichkeit verbunden wird.
Die ungeschminkte Wahrheit: Viele Teams sind nur noch erschöpft effizient
Ich sage es offen: Viele Führungsteams funktionieren, aber sie führen nicht mehr. Sie sind effizient, aber innerlich leer. Sie haben Prozesse, aber keine Energie.
In einem Offsite mit Executive Coaching holen wir diese Energie zurück. Nicht durch Motivationssprüche, sondern durch ehrliche Reflexion. Ich konfrontiere meine Klienten mit unbequemen Fragen:
„Wofür lohnt es sich wirklich, 65 Stunden pro Woche zu arbeiten?“
„Wann haben Sie zuletzt eine Entscheidung aus Überzeugung getroffen – und nicht aus Angst?“
Das sind die Fragen. Weil sie nicht auf PowerPoint beantwortet werden können.