Wie sich Vertrauen und Zuversicht im Unternehmen fördern lassen

Der Montag, der schon am Parkplatz begann

Kalter Nieselregen. Das Handy vibriert ohne Pause: Lieferverzug, Krankmeldungen, ein Kunde droht mit Vertragskündigung. Der Geschäftsführer sitzt im Auto... tief durchatmen. Dann geht er in die Halle. 120 Leute schauen ihn an. Keiner sagt es laut, aber alle fragen: „Geht’s weiter? Mit uns? Mit mir?“

In solchen Momenten entscheidet sich Führung. Nicht an der Flipchart. Sondern im Blickkontakt. Im Tonfall. In der Haltung.

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Ich schreibe das als Unternehmer, der selbst schon auf Kante kalkuliert hat. Und als Berater, der erlebt, wie Führungskräfte am eigenen Anspruch scheitern. Zu wenig Selbstführung . Zu wenig Resilienz . Angst vor Entscheidungen. Ein Dauerzustand zwischen Feuerlöschen und Stillstand. Das zermürbt. Sie, Ihr Team, das ganze System. Genau hier setzt Hope & Trust Leadership an. Hoffnung und Vertrauen klingen weich. Sie sind hartes Geschäft. Produktivitätstreiber, Bindungskraft, Navigationsinstrument im Nebel. Gallup ordnet Hope und Trust als zentrale Führungsbedürfnisse ein – nicht „nice to have“, sondern strategische Wirksamkeitsfaktoren.

Vertrauen ist keine Kuschelzone

Vertrauen ist kein Kuschelfaktor. Vertrauen ist Steuerungslogik. Fredmund Malik nennt es ein Grundprinzip wirksamer Führung, verbunden mit klarer Kontrolle. Kein Gegensatz. Wer vertraut, schafft robuste Führungssituationen. Gibt Richtung. Nimmt Reibung raus. Kontrolle bleibt. Aber anders: transparent, verständlich, fair. So entsteht Sicherheit. Und genau die brauchen Menschen in der Permakrise.

Selbstführung zuerst – sonst fällt alles

Permakrise? Ja. Das Tempo geht rauf, die Planbarkeit runter. Resilienz 2.0 heißt deshalb: „Bounce forward“. Nicht zurückfedern, sondern vorwärts gestalten. Dafür brauchen Sie ein inneres Widerlager. Selbstführung zuerst. Dann Teamführung . Dann Organisation. In dieser Reihenfolge.

Ich sehe in mittelständischen Betrieben immer wieder dasselbe Muster: Chefs, die zu viel kontrollieren und zu wenig delegieren. Nicht aus Bosheit. Aus Angst. Ergebnis: Überarbeitung, Entscheidungsstau, schwindendes Vertrauen im Team.

Sie kennen das? Dann ist die erste Intervention simpel, aber unbequem: Geben Sie Verantwortung ab. Echt. Mit Entscheidungsspielraum und klarer Erwartung, wann Ergebnisse auf dem Tisch liegen. Delegation ist die sichtbarste Form von Vertrauen. Ohne sie erstickt jede Organisation an sich selbst.

Hoffnung ist Haltung – nicht Optimismus

„Hoffnung“ wiederum ist kein Optimismus. Hoffnung ist eine Haltung: Ich glaube an Gestaltbarkeit – und handle.

Václav Havel, der tschechische Schriftsteller, Bürgerrechtler und spätere Präsident, hat das einmal so beschrieben: „Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal, wie es ausgeht.“ Er hätte Freude an guten Shopfloor-Gesprächen. Denn Hoffnung übersetzt sich in Handlung, Ziele, Wege, Selbstwirksamkeit. In meinem Buch „Führungskräfte als Hoffnungsträger“ nenne ich das den Perspektivenauftrag einer Führungskraft. Wer führt, gestaltet Zukunftsbilder, die tragen. Keine Luftschlösser. Konkrete, anschlussfähige Narrative, die im Alltag wirken (vgl. Kapitel „Mit Hoffnung in die Zukunft“).

Ein Praxisbeispiel: Hoffnung zum Anfassen

Maschinenbau, 280 Mitarbeitende. Auftragsloch, Energiepreise drücken, Qualität schwankt. Die Stimmung kippt.

Wir beginnen nicht mit einer Reorganisation. Wir beginnen mit der Führung: 6 Monate Fokus auf Selbstführung , Kommunikation, Entscheidungsklarheit. Die Geschäftsleitung verpflichtet sich auf drei Sätze, die täglich gelebt werden: „Ich sage, was ist. Ich sage, was wird. Und ich sage, was ich brauche.“

Parallel dazu ein wöchentliches Vertrauensritual: Jede Führungskraft benennt eine getroffene Entscheidung und eine offene Unsicherheit. Vorbildlich. Ehrlich. Ohne Scham.

Warum? Weil Vertrauen durch wiederholte Verlässlichkeit entsteht. Und Hoffnung durch sichtbare Fortschritte – Schritt für Schritt. Nach 100 Tagen: Noch kein Wunder. Aber Bewegung. Hoffnung zum Anfassen.

Sprache schafft Realität

Wie wird Hoffnung konkret? Durch Sprache, durch Strukturen, durch Symbole. Sprache zuerst. Worte schaffen Wirklichkeit. Wer im Krisenmodus nur Probleme berichtet, erzeugt Ohnmacht. Wer Probleme benennt und Wege ergänzt, erzeugt Handlungsfähigkeit. Machen Sie das zur Regel: Keine Problembeschreibung ohne Pfadbeschreibung. Das gilt für Sie. Und für Ihre Leitenden.

Leitlinien statt Lähmung

Strukturen sind der zweite Hebel. Führen Sie Führungsleitlinien ein. Nicht als Poster. Als gelebten Entscheidungsrahmen.

Leitlinien geben Orientierung zwischen Agilität und Stabilität. Genau der Spagat, in dem sich Mittelständler heute bewegen. „Stagility“ nennt das Deloitte: klare Leitplanken, innerhalb derer schnell entschieden werden darf. Leitlinien machen Haltung messbar, Erwartungen anschlussfähig, Kultur konsistent.

Das Leitbild als Kompass

Und dann: Symbole. Ein Leitbild , das nicht in der Schublade verschwindet, sondern steuert.

Dafür haben wir den Leitbild-Profiler entwickelt. Er übersetzt Werte in überprüfbares Verhalten. Führung wird damit auditierbar: Passen Entscheidungen, Prozesse, Produkte zum Leitbild ? Wenn ja: weitermachen. Wenn nein: ändern oder beenden. So entsteht Vertrauen in die Kultur, weil Klarheit herrscht. Und Zuversicht, weil Fortschritt sichtbar wird.

Auszeichnung: Innovator des Jahres 2025



Strategie trifft Kultur: Der Leitbild-Profiler der Ben Schulz & Partner AG übersetzt Vision in konkretes Handeln. Ein smartes Tool, das Werte und Ziele messbar macht – und Führungskräften hilft, Projekte und Entscheidungen konsequent am Unternehmensleitbild auszurichten.


Der “Innovator des Jahres” ist der größte Publikumspreis der deutschen Wirtschaft und hebt jährlich Unternehmen aller Größen, aller Branchen und aller Innovationsformen hervor: von innovativen Produkten, Technologien oder Verfahren bis hin zu Arbeitgeberkonzepten, Unternehmenskulturen oder Beratungslösungen, die Unternehmen innovativ werden lassen.

Führung auf Reserve? Dann hilft kein Wellness

Vielleicht denken Sie jetzt: „Klingt gut. Aber mein Kalender ist voll. Mein Kopf auch.“ Verstehe ich. Hoffnung und Vertrauen brauchen Energiequellen. Viele Führungskräfte fahren auf Reserve. 62 % fühlen sich erschöpft. Das ist kein Lifestyle-Thema. Das ist ein Unternehmensrisiko.

Selbstführung ist kein Luxus. Sie ist betriebsnotwendig.

Schlaf, Pausen, echte Delegation, Reflexionszeiten. Wer dauerhaft „on“ ist, trifft schlechte Entscheidungen. Punkt. Und ehrlich: Ein Teil Ihrer Überlastung ist hausgemacht. Weil Sie Dinge tun, die andere besser könnten. Weil Kontrolle bequemer wirkt als Vertrauen. Weil „noch mal drüberschauen“ sich anfühlt wie Qualität, aber in Wirklichkeit Geschwindigkeit frisst.

Drehen Sie das um. Vertrauen ist ein Investment mit Zinseszins. Am Anfang kostet es Mut. Später spart es Zeit. Und Nerven.

Hoffnung und Vertrauen messbar machen

„Okay“, sagen Sie. „Und wie messe ich das?“ Gute Frage. Hoffnung und Vertrauen lassen sich operationalisieren. So geht’s:

1. Leitbild-Fit. Quartalsweise bewerten Teams Projekte und Entscheidungen entlang Ihres Leitbildes. Kurz, ehrlich, konkret.

2. Vertrauens-Pulse. Drei Fragen alle sechs Wochen: „Verstehe ich, was wir erreichen wollen?“ „Traue ich mich, Probleme offen anzusprechen?“ „Erlebe ich, dass Zusagen gehalten werden?“

3. Entscheidungsdurchlaufzeit. Messen Sie, wie lange es dauert, bis aus einem Problem eine Entscheidung wird. Ziel: klar schneller.

4. Resilienz-Score. Fragen Sie Ihre Führungskräfte nach Selbstwirksamkeit, Priorisierung, Regeneration. Diskutieren. Lernen. Umsetzen.

5. Delegationsquote. Wie viele operative Entscheidungen fallen dort, wo die Kompetenz sitzt? Steigern Sie diesen Wert – Schritt für Schritt.

Kleine Beweise. Große Wirkung.

Hoffnung wächst dort, wo Perspektive entsteht. Das beginnt oft im Kleinen: Ein ehrliches „Das weiß ich noch nicht – hier sind drei Wege, die wir prüfen.“ Ein Chef, der sein Versprechen hält. Eine Teamleiterin, die sichtbar lernt. Kleine Beweise. Große Wirkung.

In meinem Buch „Führungskräfte als Hoffnungsträger“ zeige ich diese Mikro-Signale an vielen Stellen, etwa bei den „Umsetzungs-Tipps: Worauf Vertrauen basiert“ und „Die vier Formen der Selbstführung“ (vgl. Kapitel 4 und 6).

Zum Schluss eine persönliche Note.

Ich habe Krisen nicht aus der Theorie gelernt. Ich habe – im übertragenen Sinn – Keller gewischt, als das Wasser kam. Da hilft kein Bullshit-Bingo. Da hilft radikale Ehrlichkeit. „So ist es. So machen wir weiter.“ Und jemand, der die Hand hebt: „Ich gehe voran.“

Führungskräfte sind Hoffnungsträger. Nicht weil sie alles wissen. Sondern weil sie den ersten Schritt machen. Heute. Nicht morgen.

Wenn Sie das ernst meinen, fangen Sie diese Woche an. Ein Gespräch, das Sie bisher gemieden haben. Eine Entscheidung, die Sie vertagt haben. Ein Versprechen, das Sie heute einlösen. Und dann: messen, was sich verändert. Vertrauen. Zuversicht. Leistung. In dieser Reihenfolge. Halten Sie den Blick. Sagen Sie, was ist. Zeigen Sie, wohin es geht. Und gehen Sie los. Der Rest ist Führungshandwerk.

Ben Schulz
Autor: Ben Schulz

Ben Schulz ist Unternehmer, Autor, Redner und Consultant für Geschäftsführer und Führungsteams in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Der Vorstand des Unternehmensberatung Ben Schulz & Partner AG legt den Schwerpunkt seiner Tätigkeit, gemeinsam mit seinem Team, auf die Schwerpunkte Unternehmensleitbildentwicklung, Kulturwandel, Führungskräfteentwicklung und strategischen Unternehmersparrings, bei denen es um die Steigerung von Perfomance geht.


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